Kommunale Vorreiter in Umweltfragen

Deutsche Kommunen werden zunehmend in der Entwicklungszusammenarbeit aktiv. Vor allem ökologisches Know-how für eine nachhaltige Stadtentwicklung ist bei den Partnerstädten im Süden gefragt.

Auf dem sechsten World Urban Forum der Vereinten Nationen Anfang September in Neapel haben deutsche Städte Projekte zur nachhaltigen Stadtentwicklung und kommunalen Bürgerbeteiligung vorgestellt. In Zusammenarbeit mit der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) präsentierten Bonn, Hagen, Bremen, Frankfurt und Stuttgart Nord-Süd-Initiativen. Die internationale Städtekonferenz wird alle zwei Jahre von der UN-Organisation Habitat, dem Wohn- und Siedlungsprogramm der Vereinten Nationen, organisiert.

Autorin

Claudia Mende

ist freie Journalistin in München und ständige Korrespondentin von „welt-sichten“. www.claudia-mende.de

„Deutsche Kommunen sind international ausgesprochen beliebt, weil die kommunale Selbstverwaltung weltweit vorbildlich ist“, sagt Sabine Drees vom Deutschen Städtetag. Auch wenn andere europäische Länder wie die Niederlande, Dänemark, Spanien oder Frankreich insgesamt mehr kommunale Entwicklungsprojekte betreiben, holt Deutschland langsam auf. Inzwischen hat die deutsche Entwicklungszusammenarbeit die Kommunen systematisch mit eingebunden. Internationale Klimaschutzprojekte der deutschen Städte stehen zwar noch am Anfang, stoßen aber bei den Partnern auf wachsendes Interesse. Für die Partnerkommunen in Afrika geht es weniger darum, den Klimawandel zu verhindern. Stattdessen sind sie an Programmen interessiert, die ihnen helfen, mit den bereits sichtbaren Folgen der Klimaerwärmung fertig zu werden.

Die Stadt Bonn unterstützt ihre Partnerkommune Cape Coast im westafrikanischen Ghana dabei, die Folgen von Klimawandel und Umweltverschmutzung zu bekämpfen. Mit der Renaturierung der Küstenlagune Fosu bei Cape Coast verbinden die Projektpartner soziale und ökologische Aspekte. Die Süßwasserlagune ist die Existenzgrundlage der örtlichen Fischer und bietet gleichzeitig einen Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten. Außerdem dient sie den Stadtbewohnern als Naherholungsgebiet. Ihr Wasser ist jedoch stark verschmutzt. Abfälle, das Fehlen von Kläranlagen und der gesunkene Wasserpegel haben in den letzten Jahren das sensible Ökosystem der Lagune ernsthaft gefährdet. Finanziert vom Bundesentwicklungsministerium und mit  den Erfahrungen aus Bonn soll die Lagune renaturiert und gleichzeitig das ökologische Bewusstsein der Bevölkerung gestärkt werden.

Bremen unterstützt Durban

Bremen war in Neapel gemeinsam mit seiner Partnerstadt Durban aus Südafrika vertreten. Die Hansestadt unterstützt Durban seit 2011 in Umwelt- und Klimafragen, vor allem in den Bereichen Wasser und Ressourcenschutz, Umweltbildung sowie bei der Verwaltung  von öffentlichen Grünanlagen. „Für Durban steht ganz klar die Anpassung an den Klimawandel im Vordergrund“, sagt Kerstin Dahlberg von der Stadt Bremen. „Für die Vermeidung von schädlichen Treibhausgasen sind in erster Linie die Industriestaaten verantwortlich.“ Derzeit wird ein Feuchtgebiet im Einzugsgebiet des Flusses Umhlangane im Norden Durbans renaturiert, der zur Zeit stark verschmutzt und einbetoniert ist. Der Fluss soll künftig Hochwasser besser auffangen und gleichzeitig zum Naherholungsgebiet werden. „Beim Umgang mit den häufiger werdenden Starkregen können wir in Bremen einiges von Durban lernen“, so Dahlberg.

Neben Fragen der nachhaltigen Stadtentwicklung ging es in Neapel auch um  Demokratieförderung und Bürgerbeteiligung. Die Stadt Stuttgart präsentierte ein Pilotprojekt zur Förderung der Eigeninitiative von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in ihrer tunesischen Partnerstadt Menzel Bourguiba. Im Rahmen eines Jugendforums lernten die jungen Leute, wie man Vereine gründet und eigene Projekte  aufbaut. So können sie sich verstärkt für das Gemeinwesen engagieren in einem Land, in dem Bürgerbeteiligung bisher eine geringe Rolle spielte. Das Stuttgarter Projekt läuft im Rahmen eines Projekts der GIZ zur Stärkung kommunaler Strukturen im Maghreb und soll auf weitere Kommunen in Tunesien ausgeweitet werden.

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erschienen in Ausgabe 10 / 2012: Spuren des Terrors
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