Preisschocks bei Nahrung befürchtet

Oxfam
Extreme weather, extreme prices
The costs of feeding a warming world
Oxfam Issue Briefing, september 2012, 14 Seiten, www.oxfam.de

Die Folgen der Erderwärmung für die Nahrungsproduktion werden unterschätzt, erklärt Oxfam in einem neuen Papier. Bisherige Modelle berücksichtigten nur die Folgen einer allmählichen Erwärmung auf die Landwirtschaft, nicht aber die zusätzliche Auswirkung von Dürren, Fluten oder Stürmen.

Die Hilfsorganisation präsentiert die Ergebnisse einer Studie, die sie beim britischen Institute of Development Studies (IDS) hat anfertigen lassen. Das entwirft Szenarien auf Grundlage von Modellen, in die Veränderungen der Nachfrage wie der Produktion einfließen. Daraus ergibt sich zunächst, dass mittelfristig der durchschnittliche Preis von drei Grundnahrungsmitteln – Mais, Weizen und Reis – bis 2030 auf mehr als das Doppelte steigen kann und der Klimawandel für bis zur Hälfte des Preisanstiegs verantwortlich ist. Anders als frühere Modelle berücksichtigt das des IDS dann zusätzlich den Effekt möglicher Missernten infolge von Dürren oder Fluten. Simuliert werden Extremwetterlagen, wie es sie in der Vergangenheit bereits gegeben hat – etwa im südlichen Afrika 1995 oder in den USA 1988. Sie könnten die Getreidepreise kurzfristig noch zusätzlich stark steigen lassen – bei Reis um ein Viertel, bei Mais gar um bis zu 140 Prozent des Preises von 2030.

Oxfam fürchtet, dass solche Schocks wegen der Erderwärmung zur neuen Normalität werden. Die gegenwärtige Dürre in den USA stützt diesen Verdacht. Sie sind für arme Länder und Menschen schlimmer als ein allmählicher Preisanstieg, an den sie sich eher anpassen können, betont Oxfam. Bei Missernten in Haupterzeugerländern wie den USA sind Nordafrika und der Nahe und Mittlere Osten, die große Teile ihrer Nahrung importieren, besonders verwundbar. Andere Länder Afrikas sind anfälliger für Ernteeinbußen zu Haus.

Viel spricht laut Oxfam dafür, dass die Szenarien des IDS noch optimistisch sind: Sie berücksichtigen nicht, dass auch das Ausmaß von Extremwetterlagen zunehmen könnte und die Schäden aufeinanderfolgender Schocks sich potenzieren. Das ist alles plausibel – auch ohne komplexe Modellrechnungen. Oxfam empfiehlt bekannte Vorsorgemaßnahmen wie eine umweltverträgliche Intensivierung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft, mehr Katastrophenvorsorge, größere globale Nahrungsreserven und bessere Sozialsicherung. (bl)

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erschienen in Ausgabe 10 / 2012: Spuren des Terrors
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