Ostasien und die arabischen Staaten als Erfolgsbeispiele

Wirtschaftliches Wachstum hilft, ist aber keine notwendige Voraussetzung für Armutsbekämpfung. Auch Länder mit ungünstigen wirtschaftlichen Bedingungen haben in den vergangenen 40 Jahren Entwicklungsfortschritte gemacht. Dies geht aus der Trendanalyse im neuen Bericht über die menschliche Entwicklung (Human Development Report, HDR) des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) hervor, der Anfang November vorgestellt wurde.
Im Jubiläumsjahr zu seinem 20. Erscheinen enthält der HDR anders als sonst keinen thematischen Fokus. Die Autoren richten den Blick stattdessen auf seine statistische Datenbasis und seine Wirkungen auf die nationale und internationale Entwicklungspolitik, zum Beispiel auf seine Rolle als Wegbereiter für die Millenniumsentwicklungsziele.

Autorin

Christina Kamp

ist freie Journalistin und Übersetzerin mit Schwerpunkt Tourismus und Entwicklung.

Der zentrale Index für menschliche Entwicklung (Human Development Index, HDI) wurde verfeinert. Er verwendet nun teilweise andere Indikatoren für seine drei Eckpfeiler Einkommen, Gesundheit und Bildung - darunter die erwarteten Schuljahre der Kinder, die durchschnittlichen Schuljahre der Erwachsenen und das Bruttonationaleinkommen (BNE) pro Kopf. Im Bereich Gesundheit bleibt die Lebenserwartung der zentrale Indikator.

Die neuen Indikatoren haben zu Verschiebungen in der Rangfolge geführt. Zum Beispiel sind die USA aufgrund des neuen Bildungsindikators nun auf Platz 4 aufgestiegen. Im vergangenen Jahr, als noch der Alphabetisierungsgrad verwendet wurde, waren sie noch auf Platz 13. Einige Länder sind aus dem HDI herausgefallen, da zu den neuen Indikatoren noch nicht überall ausreichend Daten verfügbar sind. Die Spitzenreiter im diesjährigen HDI-Länderranking sind Norwegen, Australien und Neuseeland, die Schlusslichter Niger, die Demokratische Republik Kongo und Simbabwe.

In der Trendanalyse, in der die Fortschritte der vergangenen 40 Jahre verglichen werden, schneiden Ostasien und die arabischen Länder besonders gut ab. Der Golfstaat Oman hat seine Erdöl- und Erdgas-Einnahmen über Jahrzehnte in öffentliche Gesundheit und Bildung investiert und steht als „Spitzenaufsteiger" an erster Stelle. Es folgen neben „Wachstumswunderländern" wie China (Platz 2) und Indonesien (Platz 4) unter anderem auch Nepal (Platz 3) und Laos (Platz 6), die trotz widriger wirtschaftlicher Bedingungen in einigen Bereichen deutliche Fortschritte gemacht haben.

Die Lebenserwartung stieg im Länderdurchschnitt seit 1960 von 59 auf 70 Jahre, allerdings mit deutlichen regionalen Unterschieden. Die Einschulungsquoten auf Primarschulebene stiegen von 55 auf 70 Prozent und das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen verdoppelte sich auf mehr als 10.000 US-Dollar. Doch nicht alle Länder hatten daran Anteil. Drei der 135 erfassten Länder - die Demokratische Republik Kongo, Sambia und Simbabwe - haben heute einen niedrigeren HDI-Wert als 1970.

Der HDR 2010 führt zudem drei neue Indizes ein. Der neue „Ungleichheit einbeziehende Index für menschliche Entwicklung" ergänzt den klassischen Human Development Index um den Aspekt der Verteilungsgerechtigkeit. In vielen Ländern reduziert Ungleichheit die Qualität der menschlichen Entwicklung und führt zu einer Abwertung des HDI-Wertes, im Durchschnitt um 22 Prozent. In Ländern mit niedriger menschlicher Entwicklung sind die Ungleichheiten tendenziell stärker ausgeprägt als in Ländern mit höherem HDI-Wert.

Außerdem enthält der Bericht dieses Jahr erstmalig einen „Index für geschlechtsspezifische Ungleichheit" sowie den „Index für mehrdimensionale Armut", der Entbehrungen in den Bereichen Gesundheit und Bildung und beim Lebensstandard identifiziert (siehe „welt-sichten" 10/2010).

 

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erschienen in Ausgabe 12 / 2010: Staatsaufbau - Alles nur Fassade?
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