Liebe Leserin, lieber Leser,
Sudan, Gaza, Ukraine - auch die Karwoche geht mit fürchterlichen Nachrichten von den Schlachtfeldern dieser Welt zu Ende. Die Männer, die für Massaker in Flüchtlingslagern, Bombardements von Krankenhäusern und Raketenangriffe auf Kirchgänger verantwortlich zeichnen, sind für mich Ungeheuer, denen nichts mehr heilig ist und die für ihre nationalistischen Wahnideen oder einfach ihren Machterhalt ohne zu zögern über ungezählte Leichen gehen.
Hoffnung macht vor diesem düsteren Hintergrund die Geschichte von Esther Ibanga aus unserer aktuellen Ausgabe zu Friedenskräften. Die 64-jährige Pastorin aus Nigeria hat vor fünfzehn Jahren die Initiative "Frauen ohne Mauern" gegründet und leitet sie bis heute. Sie bringt Frauen aus den christlichen und den muslimischen Gemeinden in ihrer Heimat im Herzen von Nigeria zusammen, um Spannungen zu entschärfen und Vertrauen zu schaffen. Muslime und Christen stehen sich an vielen Orten in Nigeria feindlich gegenüber und bekriegen einander teils mit roher Gewalt.
Esther Ibangas Engagement hat Erfolg, berichtet Sam Olukoya in seinem Porträt der Friedensaktivistin. Dafür müssen allerdings immer wieder Hürden überwunden werden - und die Männer, in denen allzu oft ein Ungeheuer schlummert, schaffen das allein nicht, sagt Esther Ibanga: „Wenn Frauen nicht in Friedensgespräche einbezogen werden, werden Männer weiter mit Waffen und Bomben kämpfen.“
Ich wünsche Ihnen friedliche Feiertage.
Koalitionsvertrag: Es wird wohl keinen Kahlschlag geben, aber sonst sehen Fachleute nicht viel Gutes in den entwicklungspolitischen Plänen der neuen Bundesregierung. Deutsche Interessen stehen künftig im Vordergrund, berichtet Marina Zapf.
In Kairo nur geduldet: Seit dem Hamas-Massaker in Israel vor anderthalb Jahren und den israelischen Angriffen auf Gaza sind über hunderttausend Palästinenser nach Ägypten geflohen. Viele wollen sich dort eine neue Existenz aufbauen, doch die ägyptische Regierung erschwert das, berichtet Valentin Schmid.
"Inklusion ist ein Menschenrecht": In Afrika zählen Menschen mit Behinderung nicht viel. Nur ein Land sticht positiv hervor, sagt Lois Auta aus Nigeria, die beim Global Disability Summit vor kurzem in Berlin dabei war. Ich habe sie interviewt.
NGOs unter Druck: Der Europäische Rechnungshof kritisiert die Förderung zivilgesellschaftlicher Organisationen mit EU-Mitteln als intransparent. Betroffene Organisationen teilen diesen Befund teilweise, fürchten aber, dass konservative EU-Parlamentarier ihn für ihre Kampagne gegen sie nutzen, habe ich erfahren.
Wie weiter in Syrien? Der Sturz von Bashar al-Assad hat große Hoffnungen ausgelöst. Der neue starke Mann, Ahmad al-Sharaa, hört allen Seiten wirklich zu, sagt ein christlicher Ordensmann im Beitrag von Markus Schauta. Aber den syrischen Alltag prägt nun eine Wirtschaftskrise, für die auch die Sanktionen gegen das Land verantwortlich gemacht werden.
Ökologische Aggression: Viele Regierungen scheuen Klimaschutz, wenn er einflussreiche Gruppen etwas kostet. Die neue US-Regierung ist aber die erste, die Schutzmaßnahmen schleifen und andere Länder zwingen will, ihr dabei zu folgen, kommentiert Bernd Ludermann.
Die Mitglieder der Weltgesundheitsorganisation WHO haben sich nach drei Jahren Verhandlungen auf ein Pandemieabkommen geeinigt. Naja, fast zumindest. In Grundzügen steht der Text wohl, berichten Medien, aber entscheidende Details sind noch unklar - zum Beispiel beim sogenannten Pathogen Access and Benefit Sharing, kurz PABS. Dieses Verfahren soll regeln, dass Staaten ihre Daten über gefährliche Erreger weitergeben und zugleich Zugang zu Medikamenten und Impfstoffen bekommen. Das war ja während der Corona-Pandemie völlig unklar - zum Nachteil ärmerer Länder ohne eigene Pharmaindustrie -, und genau das soll künftig verhindert werden. Warum PABS das Herzstück des Pandemieabkommens ist, können Sie hier noch einmal nachlesen.
Heute Dawoud, morgen David, übermorgen Dawit: Der verstörende Roman "Morgen ein anderer" des eritreischen Schriftstellers und Journalisten Haji Jabir erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der aus seiner Heimat Eritrea nach Israel flieht und sich dabei selbst verliert. Grandios erzählt und mit scharfem Blick auf die Tiefen und Untiefen der menschlichen Natur geschrieben, findet Katja Dorothea Buck.
Wir kooperieren mit anderen Organisationen, die sich mit dem globalen Süden befassen wie der Infostelle Peru und der Stiftung Asienhaus. Hinweise auf interessante Beiträge unserer Partner finden Sie im Kasten „Aus unserem Partnernetzwerk“ auf unserer Startseite – zurzeit unter anderem auf einen Beitrag der Stiftung Asienhaus, die über die Ermordung eines Journalisten in Kambodscha berichtet, der Umweltverbrechen aufdecken wollte. Außerdem beschäftigt sich die Infostelle Peru mit einem Anti-NGO-Gesetz, das die Präsidentin diese Woche unterzeichnet hat. Schauen Sie mal rein.