Eine radikale Antwort auf Trumps Zölle

Liebe Leserinnen, liebe Leser, 

was US-Präsident Donald Trump gestern als "Liberation Day" inszeniert hat, könnte in Handelskriege und Wirtschaftskrise münden, fürchten Experten. Denn die USA belegen ab Samstag Einfuhren aus allen Ländern pauschal mit Zöllen von zehn Prozent, teilweise fallen sie noch viel höher aus. Wie sollen die Länder jetzt darauf reagieren? Viele werden versuchen, die Zölle durch Verhandlungen abzuwenden oder zu mindern. Der Wirtschaftsprofessor Gabriel Zucman macht einen radikalen Vorschlag. Er argumentiert, das beste Gegenmittel für Europa wäre eine andere Abkehr vom Freihandel: Es sollte ausländische Firmen wie Tesla, die in Europa Gewinne machen, zuhause aber kaum Steuern zahlen müssen, zusätzlich besteuern. Das könnte den Steuerwettlauf nach unten stoppen und sogar einen Kreislauf zum Guten in Gang setzen.  

Neben den Zöllen wird hier in Deutschland ein anderes Thema heiß diskutiert: Union und SPD ringen in den Koalitionsverhandlungen um die Entwicklungspolitik und darum, ob das BMZ eigenständig bleiben oder ins Auswärtige Amt integriert werden soll. Ich empfehle unser Pro- und Kontra zu dieser Frage. Außerdem hat Jörn Grävingholt vom Hilfswerk Brot für die Welt erklärt, warum es falsch wäre, bei der Hilfe zu sparen, was eine partnerschaftliche Entwicklungszusammenarbeit ausmacht und inwiefern sie auch Deutschlands Interessen dient. 

Ich wünsche Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre. 

Neu auf welt-sichten

Hauptsache Geld fürs Militär? Friedensförderung und zivile Krisenprävention führen seit der Zeitenwende ein Schattendasein in der öffentlichen Wahrnehmung. Wie ist beides bisher aufgestellt, wo sind ihre Schwachstellen? Elisa Rheinheimer hat nachgeforscht. 

„Das Militär ist die wichtigste Stütze des Präsidenten“: Am 12. April wird in Gabun ein neuer Präsident gewählt. Brigadegeneral Brice Oligui, der seit dem Putsch vom August 2023 die Übergangsregierung leitet, gibt sich als Reformer. Aber er etabliert sich als Autokrat, sagt Martin Acheampong, Wissenschaftler am GIGA Institute for African Affairs.

Rheinland-Pfalz bleibt Ruandas Partner: Ruanda wird für seine Rolle im Krieg im Ostkongo international kritisiert. Was bedeutet das für die mehr als 40 Jahre alte enge Beziehung von Rheinland-Pfalz zu dem ostafrikanischen Land? Claudia Mende berichtet. 

Deutschland braucht Partner im Süden: Die deutsche Außenpolitik muss sich dem globalen Süden stärker öffnen – wirtschaftlich, wissenschaftlich und sicherheitspolitisch. Das ist das Fazit eines Fokuspapiers des GIGA-Instituts, das sich Barbara Erbe angeschaut hat.

Was Sie verpasst haben könnten

Die Agrarwende, die den Regenwald schont: In Brasilien ging Landwirtschaft jahrzehntelang mit Abholzung einher. Diese Zeiten sind vorbei, heute steigt die Agrarproduktion nicht mehr auf Kosten des Waldes. Das sollten auch Kritiker des Handelsabkommens der EU mit dem Mercosur verstehen, findet Ingo Melchers. 

Zeit für neue Allianzen: Donald Trump zerschlägt die US-Entwicklungshilfe – mit fatalen Folgen für die Menschen im globalen Süden. Um die Lücke zu füllen, müssen neue Wege probiert und bisherige Strukturen reformiert werden, kommentiere ich. 

Noch immer interessant

Am 31. März ist das Ultimatum zur freiwilligen Ausreise abgelaufen, dass Pakistan Millionen Afghanen gestellt hatte, die keine Aufenthaltsgenehmigung besitzen. Wer der Aufforderung nicht nachkomme, dem drohe die sofortige Abschiebung, erklärte das pakistanische Innenministerium Anfang des Monats. Bereits im Herbst 2023 hatte die pakistanische Regierung den „Illegal Foreigners' Repatriation Plan“ verkündet, nach dem alle afghanischen Staatsangehörigen, die sich ohne offizielle Papiere in Pakistan aufhalten - geschätzte 1,7 Millionen Menschen - unverzüglich in ihr Heimatland zurückkehren sollen. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) haben bisher knapp 840.000 Menschen das Land verlassen. Das heißt, fast einer weiteren Million Menschen droht jetzt die Zwangsrückführung. Damit verschlimmert Pakistan die humanitäre Krise, habe ich bereits Ende 2023 kommentiert. Ich fürchte, diese Einschätzung gilt immer noch. 

Buchtipp

Klimawandel zum Anschauen: Das leicht verständliche Buch „Atlas eines bedrohten Planeten“ erklärt anhand von 155 Grafiken das Ökosystem der Erde und wie es sich verändert – und bietet einen guten Überblick, findet unsere Rezensentin Miriam de Hohenstein.

Aus unserem Partnernetzwerk

Wir kooperieren mit anderen Organisationen, die sich mit dem globalen Süden befassen wie der Infostelle Peru und der Stiftung Asienhaus. Hinweise auf interessante Beiträge von Partnern finden Sie im Kasten „Aus unserem Partnernetzwerk“ auf unserer Startseite – zurzeit unter anderem auf einen Beitrag der Stiftung Asienhaus, die sich fragt, wie es nach dem Rückzug von USAID um die Pressefreiheit in Kambodscha steht. Außerdem beschäftigt sich das Magazin Südostasien mit dem Einsatz der DDR beim Wiederaufbau Vietnams. Schauen Sie mal rein.

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