Liebe Leserinnen, liebe Leser,
ist das EU-Mercosur-Handelsabkommen gefährlich für den Amazonas-Regenwald? Nein, denn die Landwirtschaft ist in Brasilien längst nicht mehr der Treiber für Abholzung, argumentiert der Agraringenieur Ingo Melchers. In den vergangenen zwanzig Jahren ist der Soja-Anbau stark gewachsen, während die Entwaldung tendenziell zurückgeht. Das sollten endlich auch die Kritiker des Abkommens verstehen, schreibt Melchers. Das EU-Parlament und die Mitgliedstaaten sollten das Abkommen zügig verabschieden, denn, so Melchers: "In der südlichen Hemisphäre wird es schwieriger, die Zusammenarbeit mit einem Europa zu verteidigen, das mit dem erhobenen Zeigefinger verhandelt."
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Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen
Vor einigen Wochen habe ich den Film "Die Saat des heiligen Feigenbaums" des iranischen Regisseurs Mohamad Rasulof im Kino gesehen. Es geht darum, wie der theokratische Staat im Iran Gesellschaft, Politik und sogar Familien durchdringt und vergiftet. Rasulof, den die Mullahs wegen früherer Filme schon ins Gefängnis geworfen haben, hat heimlich im Iran gedreht, das Filmmaterial wurde nach Deutschland geschmuggelt und dort fertig montiert. So ist das als Künstler in einer Diktatur. Wie anders war das bisher in Israel, wo Regisseure in den vergangenen Jahrzehnten unbehelligt großartige Filme gedreht haben, die sich sehr kritisch mit israelischer Politik auseinandergesetzt haben. Doch das scheint sich gerade zu ändern. Im Westjordanland wurde vor zwei Tagen einer der palästinensischen Regisseure des oscarprämierten Dokumentarfilms "No Other Land" von Siedlern angegriffen und verletzt und dann vom israelischen Militär verhaftet und laut Medienberichten eine Nacht in Handschellen festgehalten. In "No Other Land", den israelische und palästinensische Regisseure gemeinsam gedreht haben, geht es um die täglichen Folgen der israelischen Besatzung und den gewaltfreien Widerstand dagegen. Dass die israelische Armee nun mit Gewalt gegen einen der Filmemacher vorgegangen ist, zeigt: Auch in dieser Hinsicht wird Israel seinem Todfeind Iran immer ähnlicher.
Ein Erfolg für Dicke: In Brasilien entscheidet das Parlament demnächst über einen Gesetzentwurf, der die Diskriminierung dicker Menschen ebenso unter Strafe stellt wie die aufgrund von Ethnie, Hautfarbe, Religion oder Herkunft, berichtet Sarah Fernandes in unserer Serie "Was tut sich in ...?"
Das BMZ erhalten? Aus den laufenden Koalitionsverhandlungen kommen Signale, dass das Entwicklungsministerium als eigenständiges Ministerium abgeschafft werden könnte. Hilfswerke reagieren alarmiert, berichtet Marina Zapf.
Zeit für neue Allianzen: Donald Trump zerschlägt die US-Entwicklungshilfe – mit fatalen Folgen für die Menschen im globalen Süden. Um die Lücke zu füllen, müssen neue Wege probiert und bisherige Strukturen reformiert werden, kommentiert Melanie Kräuter.
Glauben, was man will: In den vergangenen drei Jahren war der SPD-Politiker Frank Schwabe Beauftragter der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit Im Interview erklärt er, warum das Amt wichtig ist und warum ihn auch in Deutschland der muslimische Gebetsruf vom Minarett nicht stört.
Mit dem Aggressor reden: Donald Trump hat Bewegung in die Versuche gebracht, Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine zu beenden. Europa sollte sich seiner Initiative anschließen, statt sie schlechtzureden, sagt der Politikwissenschaftler Johannes Varwick im Interview. Das Gespräch ist Teil unserer nächsten Ausgabe zum Thema Friedenskräfte, die demnächst erscheint.
Feinde der Demokratie: US-Präsident Donald Trump und sein Gehilfe Elon Musk haben die staatliche Entwicklungsagentur USAID zerschlagen, die wichtige Nothilfe geleistet und auch demokratische Werte und Prinzipien befördert hat. Aktivistinnen und Aktivisten rund um den Globus, die von USAID unterstützt wurden, drohen nun neue Gefahren, warnt Cornelia Füllkrug-Weitzel, die frühere Präsidentin von Brot für die Welt.
Demokratiefeinde aufgepasst! Der frühere brasilianische Präsident Jair Bolsonaro muss sich wegen Putschvorwürfen vor Gericht verantworten. Der Oberste Gerichtshof hat die Anklage gestern zugelassen. Dem Rechtspopulisten und Trump-Buddy drohen mehrere Jahre Haft. Eine gute Gelegenheit, noch einmal den Artikel von Sarah Fernandes vom Oktober 2021 zu lesen, als sich bereits abzeichnete, dass Bolsonaro vielleicht nicht wiedergewählt würde. Damals, als er noch Präsident war, sagte Bolsonaro: "Es gibt drei Möglichkeiten für meine Zukunft: Gefängnis, Tod oder Wahlsieg." Nun ja, die Wahl hat er verloren und am Leben ist er auch noch.
Durch Kultur vereint: Ein Kulturfestival in Mali verbindet die Menschen der ganzen Sahelzone, berichtet der "Guardian". „Wenn wir unsere Kultur teilen, erinnern wir uns daran, dass wir ein Volk sind, auch wenn die Politik uns trennt“, sagt ein Teilnehmer.
Noch einmal: Das BMZ erhalten? Ja, auf jeden Fall, sagt der frühere Entwicklungsminister Gerd Müller von der CSU im Interview mit der "Schwäbischen Zeitung". Allerdings sollte sich das BMZ weiterentwickeln - in Richtung eines Außenwirtschaftsministeriums. Was vielen dann wieder nicht so gut gefallen dürfte.
Make Europe great again: Die US-Regierung will mit Zöllen den Handel zu ihrem Vorteil verändern und politisches Wohlverhalten erzwingen. Die EU sollte sich dagegen wehren und auch solche Druckmittel in Betracht ziehen, die vor kurzem noch undenkbar waren, erklären zwei Fachleute im Podcast des European Council on Foreign Relations: Patente aberkennen und Twitter und Facebook abschalten.
Und zum dritten: Das BMZ erhalten? Eher ja, aber dann sollte es mit mehr Kompetenzen ausgestattet und zu einem Querschnittsministerium aufgewertet werden. Sparen sollte die nächste Bundesregierung an der Entwicklungspolitik jedenfalls nicht, rät das Hamburger Giga-Institut in einer Studie, die Bernd Ludermann zusammengefasst hat.
Wenig logisch: In Kenia können Schülerinnen und Schüler vergleichsweise schlecht rechnen - deshalb will die Regierung ab nächstem Jahr Mathematik ab Klasse 10 zum Wahlfach abwerten, das man belegen kann oder eben auch nicht. Moses Ngware, der selbst als Mathelehrer gearbeitet hat, erklärt in "The Conversation" warum er das für keine gute Idee hält.
Mithilfe des Glaubens eine bessere Welt schaffen: Was können religiöse Kräfte und glaubensbasierte Organisationen zur Lösung drängender globaler Probleme wie Klimawandel, Ungleichheit und Menschenrechtsverletzungen beitragen? Darum geht es auf dem mittlerweile elften Jahressymposium einer Gruppe von Organisationen, angeführt vom Ökumenischen Rat der Kirchen. Die Veranstaltung findet am 3. April bei den Vereinten Nationen in New York statt, kann aber auch online verfolgt werden. Hier geht's zur Anmeldung und zu weiteren Informationen.