Waffenlieferungen sind keine Strategie

Liebe Leserinnen und Leser,

die Kehrtwende der USA gegenüber der Ukraine hat die Regierungen Europas schockiert. Nun wollen sie die eigenen Waffenlieferungen an das angegriffene Land nochmals ausweiten und bereiten sich vor, mit europäischen Truppen einen Waffenstillstand abzusichern. Damit setzen sie ihren Irrweg fort, sagt der Politikwissenschaftler Johannes Varwick im Interview; Europa sollte sich besser der US-Verhandlungsinitiative anschließen. Drei Jahre lang hätten die Europäer Waffen geliefert als Ersatz für eine politische Strategie und damit dazu beigetragen, dass die Ukraine jetzt ein Kriegsende zu sehr schlechten Bedingungen akzeptieren müsse. „Russland ist der Aggressor, aber wir haben es mit versaut“, sagt Varwick in dem Gespräch für unseren kommenden Heftschwerpunkt zu Friedenskräften in kriegerischen Zeiten. Anfang April haben unsere Abonnenten es im Briefkasten.

Interessante Lektüre wünscht

Neu auf "welt-sichten"

Demokratiefeinde: Donald Trump und Elon Musk haben USAID, die weltweit größte staatliche Entwicklungsagentur, zerschlagen. Anscheinend wollen die USA nun weltweit Demokratien untergraben statt, wie bisher, fördern. Daten von USAID sind dazu ein gefährliches Mittel, kommentiert Cornelia Füllkrug-Weitzel.

Weiblicher Zugang: Unter Juden, Christen und Muslimen bekleiden vor allem Männer geistliche Ämter. Aber gerade in religiös aufgeheizten Konflikten kann die Perspektive von Frauen deeskalierend wirken, wie ein Gespräch zwischen der ersten Rabbinerin in Israel und der einzigen palästinensischen Pfarrerin deutlich macht. Katja Dorothea Buck hat zugehört.

Fehlschlag: Die Schweiz lässt ihre Entwicklungshilfe für Eritrea auslaufen. Eigentlich wollte die Regierung mit der Zusammenarbeit migrationspolitische Ziele erreichen. Das ist laut einer Evaluierung aber nicht gelungen, schreibt Meret Michel.

Rückfallgefahr: In der äthiopischen Region Tigre arbeiten mehrere Konfliktparteien auf einen neuen Krieg hin und setzen das erst Ende 2022 geschlossene Friedensabkommen aufs Spiel. Fachleute warnen sogar vor einem regionalen Krieg, berichtet Bettina Rühl.

Was Sie verpasst haben könnten

Reform von oben: In Saudi-Arabien treibt Kronprinz Mohammed bin Salman eine kleine gesellschaftliche Revolution voran: den Staatsfeminismus. Er hat die Geschlechtertrennung und Kleidervorschriften gelockert, mehr Frauen sollen arbeiten. Aber das wird von scharfen Repressionen begleitet, schreibt unsere ständige Mitarbeiterin Claudia Mende.  

Duterte nach Den Haag: Ferdinand Marcos, der Präsident der Philippinen, hat seinen Vorgänger Rodrigo Duterte an den Internationalen Strafgerichtshof ausgeliefert. Der hat das verdient – aber es ist kein Zeichen für die Stärke des internationalen Rechts, meint Bernd Ludermann.

Noch immer interessant

Streit unter Kampfgenossen: Tigre droht einen neuen Krieg zu entfachen – in Äthiopien oder sogar darüber hinaus, wie Bettina Rühl berichtet. Das liegt nicht zuletzt am Streit zwischen zwei Fraktionen der Tigre-Befreiungsfront. Was dahinter steckt und warum es gefährlich ist, hat Kjetil Tronvoll vor anderthalb Jahren in "welt-sichten" analysiert. Nachlesen lohnt sich.

Mitmachtipp

Plastikfasten: Fast drei Millionen Tonnen Plastik landen allein in Deutschland jedes Jahr im Müll, fast ein Drittel davon wird in Länder des globalen Südens exportiert. Mission EineWelt ruft dazu auf, vom 30. März bis zum 6. April so wenig Plastik wie möglich zu verbrauchen – und gern auch noch länger. 

Aus unserem Partnernetzwerk

Wir kooperieren mit anderen Organisationen, die sich mit dem globalen Süden befassen wie der Infostelle Peru und der Stiftung Asienhaus. Hinweise auf interessante Beiträge von Partnern finden Sie im Kasten „Aus unserem Partnernetzwerk“ auf unserer Startseite – zurzeit unter anderem auf einen Beitrag der Infostelle Peru zur Rolle rückwärts beim europäischen Lieferkettengesetz. Schauen Sie mal rein.

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