Liebe Leserinnen und Leser,
am vergangenen Samstag war der Weltfrauentag, der einmal im Jahr daran erinnert, dass Frauen längst nicht überall auf der Welt die gleichen Rechte haben wie Männer - und selbst wenn, sieht es in der Realität oft anders aus. In Saudi-Arabien geht es trotzdem allmählich voran, schreibt unsere ständige Mitarbeiterin Claudia Mende. Kronprinz Mohammed bin Salman treibt seit einigen Jahren eine kleine gesellschaftliche Revolution voran: den Staatsfeminismus. Er hat die Geschlechtertrennung im öffentlichen Raum aufgehoben, Frauen müssen kein Kopftuch mehr tragen, und damit es der Wirtschaft besser geht, sollen mehr Frauen arbeiten gehen und Unternehmen gründen. Allerdings werden diese Reformen von scharfen Repressionen begleitet, und die politische Teilhabe von Frauen ist immer noch sehr begrenzt, sie leben "Im Königreich der Widersprüche". Übrigens, wem dieser Text nicht reicht, Claudia Mende hat ein ganzes Buch über arabischen Feminismus geschrieben, die Rezension gibt es hier.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre.
Ich frage mich inzwischen morgens vor dem Blick aufs Handy, welchen Irrsinn US-Präsident-Trump wohl über Nacht wieder verzapft hat. Wieder neue Zölle, wieder ein Austritt aus einer internationalen Organisation, wieder eine neue Bromance mit den Diktatoren dieser Welt? Aber selbst ohne Trump gibt es gerade genug Negativschlagzeilen. Daher kann ich verstehen, dass viele Menschen sich den Nachrichten einfach entziehen wollen. Das macht die Weltlage zwar nicht besser, aber vielleicht die eigene seelische Gesundheit. Wir als Redakteure können (und wollen) das nicht machen, deswegen fand ich es interessant zu lesen, wie die Kolleginnen und Kollegen vom "Spiegel" damit umgehen. Sie machen zum Beispiel Sport zum Ausgleich, konsumieren Nachrichten nur in bestimmten Zeitfenstern und verbringen bewusst mehr Zeit mit Freunden und Familie. Doch bei all der gefühlten Hilflosigkeit - schließlich können wir gegen den Trump-Wahnsinn nichts tun - dürfen wir nie vergessen: Es gibt neben all dem Leid auch gute Nachrichten und Entwicklungen. Und am Allerwichtigsten: Wir können im Kleinen viel tun, damit es unseren Mitmenschen und uns besser geht. Es ist gut, dass so viele Leute für Klimaschutz und gegen Rassismus protestieren, sich in Vereinen engagieren, im Alltag ihren Mitmenschen helfen oder für Andere in Not spenden. Welche Strategien haben Sie, um sich von den vielen Krisen in der Welt nicht überwältigen zu lassen? Antworten Sie gerne auf diesen Newsletter.
Besser mit der Wirtschaft kooperieren: Was bringt die Kooperation von Entwicklungspolitik und Privatwirtschaft? Das ist oft nicht klar und zudem schwer zu messen. Das Entwicklungsministerium (BMZ) will das ändern – pünktlich zum Start der neuen Bundesregierung. Marina Zapf berichtet.
Duterte nach Den Haag: Ferdinand Marcos, der Präsident der Philippinen, hat seinen Vorgänger Rodrigo Duterte an den Internationalen Strafgerichtshof ausgeliefert. Der hat das verdient – aber es ist kein Zeichen für die Stärke des internationalen Rechts, meint Bernd Ludermann.
Sekretariat für die EU-AKP-Partnerschaft vor dem Aus? Im Brüsseler Sekretariat der Organisation Afrikanischer, Karibischer und Pazifischer Staaten herrschten offenbar jahrelang Misswirtschaft und Betrug. Die EU-Kommission hat ihre finanzielle Unterstützung gestoppt, berichtet Tillmann Elliesen.
Reden statt schießen: Kirchenführer in der Demokratischen Republik Kongo wollen mit einer breit angelegten Friedensinitiative zu einem Ende der Gewalt im Ostkongo beitragen. Dabei berufen sie sich auch auf afrikanische Traditionen, berichtet Katja Dorothea Buck.
Ein Gefängnis ohne Seuchen: In Moldau sorgen Programme zum sicheren Drogenkonsum dafür, dass Häftlinge sich nicht mit Aids oder Tuberkulose anstecken. Statt in der Haft zu sterben, machen nun viele Gefangene dort einen erfolgreichen Entzug. Eine Reportage von Will Baxter aus unserem aktuellen Heft zu globalem Gesundheitsschutz.
Erinnern Sie sich noch? Vor fünf Jahren, am 16. März 2020, begann der erste Lockdown in Deutschland. Ich fand es wirklich gruselig, wie die Feuerwehr bei uns durch die Straße gefahren ist und uns per Lautsprecher aufgefordert hat: "Bleiben Sie zu Hause!" Im aktuellen Heft habe ich einen Artikel geschrieben, welche Lehren Indien, Uganda und Brasilien aus der Pandemie gezogen haben und ob sie auf eine neue Krankheit X vorbereitet wären. Wenn Sie wollen, können Sie auch nochmal durch unser Corona-Dossier stöbern. Hier haben wir zwischen 2020 und 2022 Artikel unserer Korrespondentinnen aus dem Jemen, aus Brasilien, Afghanistan, Uganda oder Indien gesammelt, aber auch Kommentare zur Impf-Ungleichheit und zum Mangel an Solidarität mit den Ländern des globalen Südens geschrieben. Noch immer interessant.
Keine Jagd nach Öl: In Nepal sucht die Regierung mit Unterstützung chinesischer Investoren nach Öl. Das sollte sie lassen und stattdessen weiter wie bisher auf erneuerbare Energien setzen, schreibt "Foreign Policy in Focus". Von den Ölförderplänen profitiert vor allem China, für Nepal hingegen sind sie riskant.
Mit Kunst gegen das Trauma: Der "New Humanitarian" berichtet über das Baobab House. Aus einem Hotelzimmer in Juba, der Hauptstadt Südsudans, wurde ein Kulturraum, der zu einem Zufluchtsort für eine neue Generation von südsudanesischen Künstlern geworden ist. Sie nutzen den künstlerischen Ausdruck als Mittel zur Heilung und Versöhnung.
Podcasttipp: Was treibt bloß Elon Musk an? Ein Podcast der "Süddeutschen Zeitung" geht seinem „libertär-autoritären“ Denken auf den Grund. Ein Kenner erzählt von seiner Herkunft und seinen Brüdern im Geiste und zeigt: Ihr Aufstieg markiert die Rückkehr des Sozialdarwinismus, gepaart mit Allmachtsphantasien. Das Gespräch dauert über eine Stunde, doch man hört gebannt zu und beginnt zu begreifen, warum der reichste Mann der Welt so gefährlich ist.
Lehren aus der Mediation: Die Afrikanische Union erklärt, wie es vor gut zwei Jahren gelungen ist, den Bürgerkrieg im Norden von Äthiopien zu beenden. Kurz nachdem sie ihren Bericht vorgelegt hat, den sich Tillmann Elliesen angeschaut hat, flammen die Kämpfe in Tigre laut Medienberichten wieder auf.
Die künftige Bundesregierung sollte die Entwicklungspolitik nicht vernachlässigen, aber auch nicht einfach nur mehr Geld reinpumpen. Es geht um eine strategischere Ausrichtung, Kooperation auch mit unbequemen Partnern und mehr Wirkungskontrolle, empfehlen Fachleute vom Center for Global Development.
"Schaut nicht weg" ist das Motto einer Ausstellung in Wiesbaden: Auf der ganzen Welt gibt es Krisen- und Konfliktregionen, in denen Millionen Menschen Not leiden und dringend Hilfe benötigen. Doch in den großen Medien wie Tagesschau und Co. wird wenig bis gar nicht darüber berichtet. Das hat auch eine Studie von Ladislaus Ludescher ergeben, der an der Goethe-Universität in Frankfurt lehrt. Um diesen blinden Flecken in der öffentlichen Wahrnehmung zu begegnen, präsentiert die Hilfsorganisation MEDAIR in der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden vom 17. bis 28. März die Ausstellung „Vergessene Welten“. Am 20. März gibt es eine Talkrunde zum Thema. Hier gibt es weitere Informationen.