Die Rapper aus dem Wald

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Sumano MC, oben im Bild, ist Aktivist, Landwirt - und Rapper. Er performt aber nicht wie die meisten seiner Kollegen rund um den Globus in den Betonschluchten der Großstadt, sondern im brasilianischen Amazonas. In seinem Sprechgesang geht es auch weniger um Ungleichheit und Ghettogewalt, sondern um die Zerstörung des Waldes durch Bergbau und Agrarindustrie. Sumano MC hat die Musik entdeckt, um die Ausplünderung des Landes, auf dem er lebt, anzuprangern. Und er ist nicht allein: Im brasilianischen Amazonas hat sich eine lebendige und rebellische Rap-Szene herausgebildet, zu der auch Frauen gehören. Sarah Fernandes stellt sie Ihnen vor.

Viel Spaß beim Lesen und beim Anschauen der in den Text eingebetteten Videos, die Ihnen einen guten Eindruck von der Kunst der Amazonas-Rapper geben.

Das bewegt die Redaktion

Vor genau einem Jahr haben sich Äthiopien und Somalia über eine diplomatische Petitesse in die Haare gekriegt und die Angelegenheit dann über Monate immer weiter hochgeschaukelt. Eine Zeit lang stand zu befürchten, nun könnte der nächste Krieg am ohnehin schon krisengeschüttelten Horn von Afrika ausbrechen. Im vergangenen Sommer schaltete sich dann aber die Türkei als Vermittler ein - und siehe da: Ankara schaffte es, die Streithähne zu besänftigen und den Konflikt beizulegen. Und jetzt zum Jahreswechsel besuchte sogar der somalische Präsident den äthiopischen Ministerpräsidenten, und beide vereinbarten, dass ihre Länder wieder volle diplomatische Beziehungen aufnehmen. Also mal eine gute Nachricht! Wie hat die Türkei das geschafft? Eine wichtige Rolle spielt laut Experten, dass sie starke wirtschaftliche Interessen in der Region hat: Vor der Küste Somalias etwa sucht sie nach Öl und Gas. In dieser Hinsicht ist sie der Europäischen Union wohl weit voraus, denn in Brüssel scheint seit Jahren das wichtigste Anliegen gegenüber Afrika zu sein, Flüchtlinge und Migranten von dort fernzuhalten. Kein Wunder, dass Europa auf dem Nachbarkontinent zunehmend an Einfluss verliert.

Neu auf "welt-sichten"

Neue Hoffnung für die Jesiden? Zehn Jahre nach dem Genozid an den Jesiden im Irak investiert die Regierung in Bagdad viel Geld in die Infrastruktur und die Sicherheit in der Jesiden-Region Sindschar. Das ist höchste Zeit, denn weiterhin verlassen viele Jesidinnen und Jesiden den Irak, berichtet Katja Dorothea Buck.

Kein brauchbares Rezept gegen den Hunger: Eine Gruppe preisgekrönter Wissenschaftler fordert, mit modernster Agrarforschung mehr Nahrung zu produzieren. Die Machtstrukturen im globalen Ernährungssystem blenden sie dabei aus, kritisiert Bernd Ludermann in seinem Kommentar.

Mit Afrika statt für Afrika: In ihren neuen Politikleitlinien für den Kontinent gibt sich die Bundesregierung bemerkenswert selbstkritisch. Von entwicklungspolitischen Organisationen kommt viel Zustimmung für das Papier, die Wirtschaft hingegen sieht eine große Lücke, berichtet Marina Zapf.

Was Sie verpasst haben könnten

Noch kein Querschnittsthema: Kirchliche Hilfswerke gehen heute professioneller mit Korruption in ihrer Arbeit um als vor zwanzig Jahren. Anti-Korruptions-Teams bearbeiten Verdachtsfälle, würden aber gern mehr zur Vorbeugung tun. Doch dafür fehlt oft das Geld, haben mir Mitarbeiterinnen der Werke gesagt.

Die Entwicklungspolitik der Parteien: Zumindest unter ferner liefen äußern sich die meisten Parteien in ihren Wahlprogrammen auch zur Entwicklungspolitik. Teilweise ähneln sich die Positionen stark, nur eine Partei fordert ausdrücklich eine internationale Entschuldungsinitiative. Marina Zapf hat die Programme gelesen.

Noch immer interessant

Heute hat der Industrieländerclub OECD die endgültigen Zahlen zur Entwicklungshilfe (ODA) der wichtigsten Geberländer im Jahr 2023 veröffentlicht. Demnach ist die Hilfe auf das Allzeithoch von mehr als 223 Milliarden US-Dollar geklettert. Ganz schön spendabel, oder? Naja, Kritiker verweisen schon seit vielen Jahren darauf, dass ein erheblicher Teil des Geldes in den Geberländern verbleibt, etwa weil sie sich die Ausgaben zur Unterbringung von Flüchtlingen als ODA anrechnen. Und das ist nicht die einzige Unsitte, die es zunehmend fraglich macht, ob die ODA überhaupt noch glaubwürdig Auskunft gibt über das entwicklungspolitische Engagement der Geber. Wo und wie diese sonst noch tricksen, um sich ihre Hilfe schönzurechnen, habe ich vor anderthalb Jahren  zusammengefasst und kommentiert.

Medienschau: Was andere berichten

Wollen Syriens neue Herren Rache? Ein Reporter des "Guardian" schildert, wie Mitarbeiter aus Assads Staat registriert werden, ihre Rolle kleinreden und die Sieger sie zähneknirschend beruhigen – einige brauchen sie nun. Tolle Reportage mit Zwischentönen.

Lateinamerika vs. Trump: Der künftige US-Präsident fantasiert davon, unter ihm würden sich die USA den Panamakanal einverleiben. Das empört nicht nur das Land, zu dem die Wasserstraße gehört, sondern den ganzen lateinamerikanischen Kontinent, berichtet "Foreign Policy". Trump muss sich auf Gegenwind aus dem Süden einrichten.

Mission gescheitert? Seit einem halben Jahr ist eine von Kenia geleitete Eingreiftruppe in Haiti, um die Bandenkriminalität zu bekämpfen. "The New Humanitarian" beschreibt, warum andere Länder, die Teil der Mission sein wollten, die Kenianer nun im Stich lassen. 

Denkfabrik: Was Fachleute sagen

Was leisten Weltbank und Co in fragilen Staaten? In Krisenregionen und fragilen Staaten leben die meisten armen Menschen. Was tragen multilaterale Entwicklungsbanken dazu bei, dort die Armut zu bekämpfen? Das Center for Global Development hat das untersucht und kommt zu gemischten Ergebnissen.

Es geht um Anpassung: Das 1,5-Grad-Ziel ist gerissen, umso wichtiger ist es nun, dass sich die Welt an die Folgen des Klimawandels anpasst. Das kostet viel Geld - das Afrika nicht hat. Was kann Europa tun? Damit beschäftigt sich die Denkfabrik ECDPM in einem Policy Brief.

Konferenz mit großen Aufgaben: Im Juli tagt in Sevilla die Vierte Internationale Konferenz für Entwicklungsfinanzierung. Was dort beraten wird und wie das Treffen etwas bewirken kann, erklärt eine neue Studie, die Bernd Ludermann gelesen hat.

Ausblick: Was demnächst ansteht

140 Jahren Kolonialismus gedenken: Zum Jahreswechsel 1884/1885 wurde auf der Berliner "Afrika-Konferenz" der Kontinent in Kolonien zerstückelt und unter den europäischen Mächten aufgeteilt. Zum 140. Jahrestag der Konferenz veranstaltet das Afrika-Haus Berlin zusammen mit der Universität Dar es Salaam und der KfW Bankengruppe am 29. und 30. Januar in Berlin ein Symposium. Es wird deutsche, afrikanische und europäische politische Entscheidungsträgerinnen und Vertreter von Wissenschaft, Wirtschaft und Bürgergesellschaft zusammenbringen, um sich mit der Kolonialgeschichte auseinanderzusetzen und zu einem gemeinsamen Lernen und Erinnern zu kommen. Weitere Informationen gibt es hier.

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