Mit Entwicklungspolitik ins neue Jahr - und in den Wahlkampf?

Liebe Leserinnen, liebe Leser, 

ich wünsche Ihnen erstmal ein gutes neues Jahr. Hoffen wir, dass es weltpolitisch nicht ganz so düster wird wie von vielen vorhergesagt. Zumindest im kleinen Rahmen können wir ja beeinflussen, wie sich Dinge entwickeln und verbessern. Etwa in der Entwicklungszusammenarbeit: So gehen kirchliche Hilfswerke heute professioneller mit Korruption in ihrer Arbeit um als vor zwanzig Jahren, hat mein Kollege Tillmann Elliesen für unser aktuelles Heft zu Korruption recherchiert. Anti-Korruptions-Teams bearbeiten Verdachtsfälle und geben Auskunft darüber, würden aber gern mehr zur Vorbeugung tun. Noch ist der Kampf gegen Korruption kein Querschnittsthema wie etwa Gendergerechtigkeit, schreibt er. 

Bei "welt-sichten" geht es aktuell noch in weiteren Artikeln um Entwicklungszusammenarbeit: So finden Sie auf unserer Website ein Pro und Kontra dazu, ob das BMZ ins Auswärtige Amt integriert werden soll oder nicht. Außerdem haben wir uns gefragt, welche Rolle die Entwicklungspolitik im Wahlkampf spielen wird, und mein Kollege hat die Vorstellungen von Svenja Schulze zur künftigen internationalen Zusammenarbeit kommentiert. Schreiben Sie uns gerne auch Ihre Meinung dazu. 

Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre. 

Neu auf welt-sichten

Die Batwa sollen zurück dürfen: Im Namen des Naturschutzes wurden im Ostkongo Tausende Angehörige vom Volk der Batwa aus einem Naturpark vertrieben. Die Afrikanische Union sagt nun, sie sollen ihre Landrechte zurückerhalten. Fred Pearce erklärt, was dahinter steckt. 

Svenja Schulzes frommer Wunsch: Die Entwicklungsministerin skizziert, wie sie sich die künftige internationale Zusammenarbeit vorstellt. Dabei tappt sie in eine altbekannte Falle, kommentiert Tillmann Elliesen.

Auch die Entwicklungspolitik steht zur Wahl: Zumindest unter ferner liefen äußern sich die meisten Parteien in ihren Wahlprogrammen auch zur Entwicklungspolitik. Teilweise ähneln sich die Positionen stark, nur eine Partei fordert ausdrücklich eine internationale Entschuldungsinitiative, berichtet Marina Zapf.

Was tut sich in ... Indien? Viele Transgender-Personen in Neu-Delhi sind aufs Betteln angewiesen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Dabei hilft ihnen der digitale Zahlungsverkehr: zum einen, weil er ihnen sicherer erscheint, und zum anderen, weil manche Geber lieber aus der Ferne spenden als aus der Nähe. Shoab Mir berichtet. 

Neue Chefin des Weltladen-Dachverbands: Gifty Rosetta Amo Antwi hat schon als Schülerin ehrenamtlich in einem Weltladen mitgearbeitet und später acht Jahre lang den Mainzer Weltladen geleitet. Jetzt möchte sie den Dienstleistungscharakter des Weltladen-Dachverbandes ausbauen. Wir haben ihr fünf Fragen gestellt. 

Was Sie verpasst haben könnten

Ein etwas anderer Jahresrückblick: Die Redakteurinnen und Redakteure von "welt-sichten" haben zum Jahresabschluss ihre Lieblingstexte aus 2024 zusammengetragen. Sie machen Mut, sind aufschlussreich und widmen sich Themen, die sonst wenig Gehör finden. Klicken Sie die Geschichten gerne nochmal durch. 

Soll das Entwicklungsministerium ins Auswärtige Amt integriert werden? Neuwahlen stehen vor der Tür – und damit vielleicht auch eine Neuauflage der Diskussion, ob Deutschland ein Entwicklungsministerium braucht. Befürworter versprechen sich von einer Zusammenlegung mit dem Auswärtigen Amt mehr außenpolitische Schlagkraft. Kritiker fürchten, dass die Entwicklungspolitik unter die Räder kommt. Unser Pro und Kontra. 

Noch immer interessant

Ich finde es zum Verzweifeln, was sich in den USA gerade abspielt, wie sich Mächtige, die früher Präsident Donald Trump lautstark kritisiert haben, sich inzwischen ihm und seinem Einflüsterer Elon Musk quasi unterwerfen. Jüngstes Beispiel ist die 180-Grad-Wende von Metachef Mark Zuckerberg, der zumindest in den USA bei Facebook die Faktenchecks abschaffen will - mit der Begründung, dass damit doch nur freie Meinungsäußerung eingeschränkt werde. Vor vier Jahren habe ich die "Angst der Autokraten vor sozialen Medien" kommentiert, damals gab es Twitter- und Facebook-Sperren in Nigeria und Uganda. Inzwischen ist es leider so, dass Autokraten die sozialen Medien als Werkzeuge nutzen, um ihren Hass und Falschmeldungen zu verbreiten. Eine Forderung aus meinem Kommentar erhält darum unter den aktuellen Entwicklungen noch mehr Gewicht: Die Nutzer müssen selbst Verantwortung tragen. Denn oft sind sie es, die unkritisch falsche Informationen mit einem Klick weiterverbreiten.

Buchtipp

Nahostkonflikt als Geschichte des Kolonialismus: Der US-amerikanische Historiker Rashid Khalidi analysiert in seinem Buch "Der Hundertjährige Krieg um Palästina" den Nahostkonflikt vom Ende des Osmanischen Reiches bis heute. Und ist überzeugt: Für eine friedliche Koexistenz braucht es gleiche Rechte. Lesenswert, findet unsere Rezensentin Katja Dorothea Buck.

In eigener Sache: Partnernetzwerk

Seit einiger Zeit kooperieren wir mit anderen Organisationen, die sich mit Ländern und Themen des globalen Südens beschäftigen – bisher mit der Infostelle Peru, dem Koordinierungskreis Mosambik, der Stiftung Asienhaus sowie dem Magazin Südostasien. Auf unserer Startseite steht deshalb seit neuestem unten der Kasten „Aus unserem Partnernetzwerk“. 

Darin weisen wir auf aktuelle Meldungen und Artikel unserer Partner hin – zurzeit zum Beispiel auf die neue Ausgabe des Magazins "Südostasien", das sich mit den Auswirkungen des Kolonialismus in der Region beschäftigt, sowie auf einen Text der Infostelle Peru, der sich um die dunklen Lieferketten von Zink dreht. 

Schauen Sie doch mal in das Schaufenster oder auf die Übersichtsseite mit allen Texten!

Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!
„welt-sichten“ schaut auf vernachlässigte Themen und bringt Sichtweisen aus dem globalen Süden. Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung. Warum denn das?
Ja, „welt-sichten“ ist mir etwas wert! Ich unterstütze es mit
Schon 3 Euro im Monat helfen
Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!