Bald keine Kohle mehr aus Kolumbien?

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

ein großer Teil der Kohle, die in deutschen Kraftwerken verheizt wird, kommt aus Kolumbien; seit dem Ukrainekrieg hat Deutschland den Kohleimport aus dem lateinamerikanischen Land deutlich erhöht, um Gaslieferungen aus Russland zu ersetzen. Ginge es nach der kolumbianischen Regierung, würde sich das bald ändern. Denn Präsident Gustavo Petro, seit gut zwei Jahren im Amt, will sein Land unabhängiger machen von Rohstoffen wie Öl, Gas und eben Kohle. Stattdessen soll Kolumbien stärker auf erneuerbare Energien setzen, die Verarbeitung von Agrarprodukten ausbauen und den Tourismus im Land fördern. Welche Hürden in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft für einen solchen Umbau zu überwinden sind, erklärt die frühere kolumbianische Ministerin für Bergbau und Energie, Irene Vélez Torres, im "welt-sichten"-Interview. Sie betont: Ohne Schuldenerleichterung für Kolumbien sei die Aufgabe kaum zu stemmen, weil die Einnahmen aus dem Kohleexport kurzfristig nicht ersetzt werden können.

Ich wünsche Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre.

Neu auf "welt-sichten"

Am Ende Gerechtigkeit? In Simbabwe sollen nun endlich die Morde am Volk der Ndebele vor vierzig Jahren aufgeklärt werden. David Bruckmeier hat recherchiert, was Überlebende und Nachkommen der Opfer dazu sagen.

Die gegen die Korruption kämpft: Uruguay, Chile und Costa Rica haben Bestechung und Unterschlagung unter Kontrolle gebracht, in den meisten anderen Ländern in Lateinamerika aber fehlt der Wille, Korruption zu bekämpfen, sagt Delia Ferreira, ehemalige Vorsitzende von Transparency International.

Erschwerte Partnerschaften: In vielen Ländern erstarken autoritäre Kräfte oder kommen sogar an die Macht, Diktaturen wie China verschärfen ihren illiberalen Kurs. Was bedeutet das für die Partnerschaften deutscher Städte mit Kommunen in solchen Ländern? Claudia Mende berichtet.

Gut für die Wirtschaft: Die Entwicklungszusammenarbeit kurbelt laut einer Studie die Exporte deutscher Unternehmen an. Marina Zapf fragt, ob man damit die überzeugen kann, die Entwicklungspolitik für Geldverschwendung halten.

Gefährdete Religionsfreiheit: In Burkina Faso haben der Islam, das Christentum und afrikanische Religionen lange friedlich miteinander gelebt. Seit einigen Jahren aber nimmt extremistische Gewalt zu und beeinträchtigt das Miteinander, so eine aktuelle Studie, die Barbara Erbe gelesen hat

Was Sie verpasst haben könnten

Die Korruption der Reichen: Vor allem in armen Ländern gebe es viel Korruption, heißt es oft. Doch wenn man unterschiedliche Arten von Korruption unterscheidet, ergibt sich ein anderes Bild – zum Beispiel für die USA, wo sich der reichste Mann der Welt gerade erfolgreich in die Politik eingekauft hat. Der Beitrag von Yuen Yuen Ang ist aus unserer aktuellen Ausgabe "Wo Macht sich kaufen lässt".

Armutsbekämpfung adé? Das Europäische Parlament hat die neue EU-Kommission bestätigt, so dass sie nun ihre Arbeit aufnehmen kann. Ich bin der Frage nachgegangen, was das für die europäische Entwicklungspolitik bedeutet.

Noch immer interessant

Afrika braucht fairen Kredit: Vergangene Woche traf sich die Finanz- und Wirtschaftselite des Kontinents zum Africa Investment Forum in Rabat, Marokko. Bei dem Treffen ging es auf Einladung der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB) um die Frage, wie Afrika stärker von den internationalen Finanzmärkten und von Investitionen aus dem Ausland profitieren kann. AfDB-Chef Akinwumi Adesina plädierte in diesem Zusammenhang einmal mehr für eine afrikanische Kreditratingagentur. Warum  die Ratings afrikanischer Staaten der Marktführer Moody’s, Standard & Poors und Fitch oft unfair sind und es deshalb eine afrikanische Alternative braucht, hat mir vor einem Jahr der südafrikanische Experte Misheck Mutize erklärt.

Buchtipp

Arabischer Feminismus: "welt-sichten"-Autorin Claudia Mende zeichnet in ihrem Buch nach, wie sich der Feminismus in der arabischen Welt bis heute entwickelt hat. Dabei entlarvt sie manches Vorurteil und plädiert für eine neue feministische Solidarität auf Augenhöhe. Gelungen, findet Bärbel Röben.

In eigener Sache: Partnernetzwerk

Seit einigen Wochen kooperieren wir mit anderen Organisationen, die sich mit Ländern und Themen des globalen Südens beschäftigen – bisher mit der Infostelle Peru, dem Koordinierungskreis Mosambik sowie der Stiftung Asienhaus. Auf unserer Startseite finden Sie deshalb seit neuestem unten den Kasten „Aus unserem Partnernetzwerk“. 

Darin weisen wir auf aktuelle Meldungen und Artikel unserer Partner hin – zurzeit etwa auf einen Bericht über die steigende Kriminalität in Peru und über eine indigene Filipina, die den Alternativen Nobelpreis bekommen hat

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