Korruption gehöre zu seinem Job, sagt ein Polizist in Nigeria unserem Autoren Sam Olukoya offen. Ganz richtig findet der Beamte das nicht. Aber er erklärt einleuchtend, warum er keine andere Wahl hat, als gegen Schmiergeld Täter laufen zu lassen: Wenn er sich weigert, kassiert nur sein Vorgesetzter. In Brasilien dagegen arbeiten Polizisten sauberer, seit sie Bodycameras tragen, schildert Sarah Fernandes. Die helfen freilich nur, weil Brasilien, anders als Nigeria, eine weitgehend unabhängige und funktionierende Justiz besitzt.
Gegen Korruption kann man also etwas tun. Wie kirchliche Hilfswerke ihr in ihren Projekten vorbeugen, hat sich mein Kollege Tillmann Elliesen erklären lassen. Und Entwicklungsprogramme, mit denen Geber im Partnerland Missbrauch in der Verwaltung bekämpfen wollen? Die können da Erfolg haben, wo die Staatsspitze sie unterstützt, sagt Inge Amundsen im Interview, etwa im Bildungswesen in Uganda. Gegen den Kern des Problems, nämlich politische Korruption auf oberen Staatsebenen, kann man so aber nichts ausrichten, betont er und fordert internationale Sanktionen gegen Nutznießer. Ein Beispiel für solche politische Korruption, den Schuldenskandal in Mosambik, dröselt Stefan Ehlert auf.
Sind also vor allem arme Länder korrupt, wie die Korruptions-Indizes zeigen? Nein, betont Yuen Yuen Ang. Zwar sind dort Bestechung oder Unterschlagung von Staatsgeld häufiger, aber diese Arten der Korruption sind etwa in China und den USA einer anderen gewichen: der Kumpanei zwischen Reichen und Mächtigen mit eigenen, schädlichen Folgen. Ein Schelm, wer hier an den Wahlsieg von Donald Trump denkt, den unter anderem der reichste Mann der Welt, Elon Musk, unterstützt hat.
Außerdem in dieser Ausgabe: Frederico Füllgraf schildert, wie evangelikale Kirchenführer in Brasilien mit rechtsextremen Politikern paktieren. Peter Strack zeigt, dass die Waldbrände in Bolivien nicht einfach auf den Klimawandel zurückgehen, sondern auf politische Ursachen. Aus Zypern berichtet Markus Schauta über Auswirkungen der verfehlten europäischen Asylpolitik. Meret Michel hat nachgefragt, was Menschen geschieht, die vor dem Krieg im Libanon nach Syrien fliehen müssen. Maria Tekülve schließlich schildert, dass in Sambia zwar die Mittelschicht langsam wächst, aber auch die Kluft zwischen Arm und Reich.
Die Redaktion wünscht einen besinnlichen Advent.