Kein Schutz in Syrien

Liebe Leserinnen und Leser,

über eine Waffenruhe können sich heute viele im Libanon freuen – endlich, möchte man sagen. Seit der Krieg zwischen Israel und der schiitischen Hisbollah im September eskaliert ist, haben Hunderttausende im Libanon ihre einzige Fluchtmöglichkeit vor den Bomben genutzt: über die Grenze nach Syrien. Zwei Drittel von ihnen sind Syrer, darunter viele, die vor dem Krieg in Syrien seit 2011 in den Libanon geflohen waren, berichtet Meret Michel. Sie hat mit einigen gesprochen und erfahren, dass die Menschen nun in Syrien kaum Schutz finden: Sie kommen von einer Hölle in die andere. Ob sie nun, mit der Waffenruhe, in einen teils zerstörten Libanon zurückkönnen, ist unklar. Aber die Idee so mancher EU-Politiker, dass man Geflohene nach Syrien abschieben könnte, sollte sich spätestens nach Lektüre dieses Artikels eigentlich verbieten.

Ich wünsche einen guten ersten Advent,

Neu auf welt-sichten

Weniger Gift exportieren: Nach dem Ausscheiden der FDP aus der Bundesregierung wollen manche Grüne und Umweltaktivisten noch schnell die Ausfuhr hochgiftiger Pestizide verbieten. Fachleute sind uneins, wie nötig und wie sinnvoll das ist, schreibt Marina Zapf.

Zu viele kleben an ihrem Amt: Im Südsudan sind die für Dezember vorgesehenen Wahlen erneut zwei Jahre verschoben worden. Marina Peter erklärt, was dahintersteckt und warum man als ersten Schritt lokal wählen lassen sollte.

Viel tun mit wenig Geld: Demokratieförderung ist einer der Schwerpunkte der außenpolitischen Strategie der Schweiz. Im Grunde gut, sagen Kritiker, nur dann dürfte man nicht das Budget für Entwicklungszusammenarbeit kürzen; Meret Michel berichtet.

Gesundheitsfolgen der Erderwärmung: Das Fachmagazin "The Lancet" hat pünktlich zum Klimagipfel in Baku Zahlen und Fakten geliefert, die belegen, dass Klimaschutz kein Luxus ist, sondern für Gesundheitsschutz existenziell. Barbara Erbe stellt den Bericht vor.

Drohnenkrieg in Afrika: Auch auf dem afrikanischen Kontinent werden immer öfter Kampfdrohnen eingesetzt. Wie stark das zunimmt und in welchen Ländern, zeigt unsere neue Infografik.

Was Sie verpasst haben könnten

Der Punk lebt auf jeden Fall in Nairobi. Dort greift die Band Crystal Axis gesellschaftliche und politische Themen auf wie Machtmissbrauch und Polizeigewalt und gibt der Jugend eine Stimme. Ismail Einashe stellt die Band in seinem Beitrag vor. Ein Artikel aus unserem  Schwerpunkt „Vorsicht Subkultur“.

Der falsche Weg zum Artenschutz: Die Industrieländer suchen mehr Geld von Unternehmen für den Erhalt der Biodiversität. Besser wäre es, Landrechte lokaler Gemeinschaften zu schützen und umweltschädliche Subventionen umzuwidmen, kommentiere ich.

Noch immer interessant

Die Plastikflut eindämmen: In Südkorea treffen sich die Staaten gerade zur nächsten Verhandlungsrunde über ein globales Abkommen zur Verringerung des Plastikmülls. Wie Indonesien den Import dieses Abfalls einschränken will und warum bestehende internationale Regeln hier kaum wirken, hat Beth Gardiner vor einem Jahr geschildert – verbunden mit einer Erklärung, was in Verhandlungen über ein globales Plastikabkommen auf dem Tisch liegt. 

Filmtipp

Film mit mystischem Einschlag: Eine junge Frau heiratet drei Brüder, und als ihr Lieblingsmann vermisst wird, bricht sie mit dem zweiten Mann auf, ihn zu suchen. Das bildgewaltige Drama des nepalesischen Regisseurs Min Bahadur Bham zeigt auch eine spirituelle Sinnsuche; Reinhard Kleber stellt es vor.

Ausblick: Save the date

Warum es - gerade jetzt - spezielle Zeitschriften zum globalen Süden braucht: An einer Online-Veranstaltung dazu, die das iz3w angeregt hat, beteiligt sich unsere Redaktion als Mitveranstalter. Tiefer gehende Berichte aus fernen Ländern mussten schon immer um Aufmerksamkeit kämpfen – jetzt machen wirtschaftliche Zwänge im Mediensystem, Algorithmen der digitalen Plattformen und ein Trend zur nationalen Selbstbezogenheit in der Gesellschaft das noch schwieriger. Wie kann man dem entgegenwirken? Darüber sprechen am 17. Dezember von 18 bis 20 Uhr drei Journalistinnen und Journalisten auf der Online-Veranstaltung miteinander und mit Engagierten aus dem der Eine-Welt-Publizistik. Anmelden kann man sich hier.

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