Helfen mitten im Krieg

Liebe Leserinnen und Leser,

selbst organisierte Hilfsgruppen aus der Nachbarschaft sind für viele Menschen im Sudan überlebenswichtig. Das Land steht, bei uns kaum beachtet, am Rande einer großen Hungersnot. Schätzungsweise 26 Millionen Menschen, rund die Hälfte der Bevölkerung, sind auf Nothilfe angewiesen. Aber der Krieg zwischen der Armee und einer mit ihr verfeindeten Miliz verursacht nicht nur die Not erst, er verhindert auch wirksame Hilfe. Die Lücke versuchen „Emergency Response Rooms“ zu füllen, unterstützt von ins Ausland Geflohenen; sie organisieren etwa Suppenküchen und notdürftige medizinische Versorgung. Birte Mensing schildert, wie solche Gruppen im Sudan helfen. Ergänzend erläutere ich, was diesen grausamen Krieg antreibt, warum bisher alle Vermittlungsversuche gescheitert sind und was ihn vielleicht bremsen könnte. Eines hilft sicher nicht: Wegschauen.

Bleiben Sie aufmerksam,

Neu auf "welt-sichten"

Politik mit dem Feuer: Im Tiefland Boliviens haben dieses Jahr mehr Wald- und Savannenflächen gebrannt als je zuvor – ein Rückschlag auch für den Artenschutz, zu dem gerade in Kolumbien der UN-Gipfel tagt. Peter Strack erklärt, dass die Brände auch politische Ursachen haben: Die Regierung lässt neues Agrarland erschließen – oft auf Kosten von Indigenen und Naturschutzgebieten.

Migration als normal anerkennen: Europa sollte Entwicklungshilfe nicht an die Bedingung knüpfen, dass Migranten aufgehalten werden, kommentiert Dagmar Pruin, Präsidentin von Brot für die Welt, in unserer Herausgeberkolumne. Das schadet Ländern etwa im Sahel – und die, nicht wir, tragen die Hauptlast von Fluchtbewegungen.

Berichten ist lebensgefährlich: Im Ostkongo wurde Ende September ein Journalist des katholisch orientierten Senders Radio Maria auf offener Straße erschossen. Er hatte über die Gewalt bewaffneter Gruppen recherchiert, schreibt Katja Dorothea Buck.

Anti-autoritäre Wende? Bangladesch hat nach dem Sturz von Premierministerin Sheikh Hasina die Chance auf eine demokratischere Ordnung. Machtkämpfe und Einflüsse von außen erschweren das aber laut einer neuen Studie, die Barbara Erbe vorstellt

Was Sie verpasst haben könnten

Unheilige Allianzen: In Brasilien wächst der Einfluss evangelikaler Kirchen, und viele paktieren offen mit rechtsextremen Politikern um den Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro. Wie es dazu gekommen ist und warum Pastoren gleichzeitig auch Medienmogule mit Verbindungen zu Donald Trump sind, schildert Frederico Füllgraf.

Die Deza kehrt nach Afghanistan zurück: Die Schweizer Entwicklungsagentur Deza eröffnet in Kabul ein Büro für humanitäre Hilfe. Mit den Taliban werde es „keine Deals“ geben, aber man müsse sich mit ihnen arrangieren, heißt es. Meret Michel berichtet über das Vorhaben. 

Noch immer interessant

Schutzlos in Chiapas: Ein Priester, der die organisierte Kriminalität in seinen Gemeinden angeprangert hatte, ist in San Cristóbal de las Casas ermordet worden. Das ist kein Einzelfall. Warum in der zuvor relativ ruhigen südlichen Provinz Mexikos die Gewalt zunimmt, habe ich mir vor einem Jahr von dortigen Menschenrechtlern erklären lassen. Leider weiterhin lesenswert.

Buchtipp

Rechtlos in Deutschland: Sascha Lübbe bringt Licht in eine dunkle Seite der deutschen Wirtschaft: Illegale Ausbeutung von ausländischen Arbeitskräften in Fleischfabriken, am Steuer von Lastwagen, auf dem Bau. Er stellt Betroffene vor, die meisten aus Osteuropa – aber inzwischen werden sie auch in Zentral- oder Südasien angeworben. Anja Ruf stellt das Buch vor und wünscht ihm viele Leser.

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