Afrikanisches Startup gegen globale Pharmakonzerne

wir freuen uns, Ihnen heute wieder unseren Newsletter für alle, die uns unterstützen, zuzusenden. Diesmal geht es um die Impfstoffentwicklung in Afrika, das Weltrechtsprinzip und um Beduinen in Israel. 

Wissen Sie noch? Vor ziemlich genau zwei Jahren, als Corona noch ein Riesenthema war, haben wir Ihnen auf "welt-sichten" einen Artikel über ein junges, südafrikanisches Biotech-Unternehmen namens Afrigen präsentiert. Dessen Geschäftsführerin Petro Terblanche sagte damals, dass sie selbst die Rezeptur des Covid-Impfstoffs herausfinden müssten, weil die großen Unternehmen BioNTech und Moderna ihr Wissen darüber nicht teilen würden. Als dann neulich die Meldung kam, BioNTech habe in Ruandas Hauptstadt Kigali eine Impfproduktionsstätte eröffnet - auch wieder, ohne sein Wissen zu teilen - wollten wir doch mal nachfragen, was eigentlich bei Afrigen die vergangenen zwei Jahre passiert ist. 

Petro Terblanche hat unserem Korrespondenten Markus Schönherr nun gesagt, dass der Covid-Impfstoff sozusagen nur "ihr Arbeitspferd" sei, um andere mRNA-Impfstoffe zum Beispiel gegen Tuberkulose, Gonorrhö und HIV zu entwickeln. Seit der Pandemie hätten sich die afrikanischen Regierungen geschworen, bei Impfstoffen nie wieder derart abhängig vom Westen zu sein. Deswegen wird jetzt viel in Forschung und Ressourcen gesteckt, um selbst Impfstoffe zu entwickeln. Afrigen scheint damit jedenfalls recht erfolgreich zu sein und will die mRNA-Forschung nicht nur den globalen Playern überlassen. Gut so, finden wir. 

Eine interessante Lektüre wünscht Ihnen 

Melanie Kräuter 

Das bewegt die Redaktion

Manchmal kriegen wir Leserbriefe oder Kommentare zu unseren Artikeln, mal zustimmende, mal verärgerte. Das freut uns immer. Kurz vor Weihnachten gab es allerdings eine Rückmeldung, die uns - und vor allem Mama Agnes - besonders bewegt hat. Mama Agnes? Von vorne: In unserem aktuellen Heft über den demografischen Wandel berichtet Birte Mensing über Mama Agnes, die in einem Slum von Nairobi eine Einrichtung zur Tagespflege für alte Menschen leitet, das Kibera Day Care Center for the Elderly. Offensichtlich hat der Bericht - aber vor allem die Arbeit von Mama Agnes - eine Leserin aus Süddeutschland so berührt, dass sie der Afrikanerin etwas spenden wollte. Praktischerweise war die Tochter der Frau im Dezember in Nairobi und konnte die Spende per Mobiltelefon an Mama Agnes schicken. Die hat sich sehr darüber gefreut, hat sie im Nachhinein Birte Mensing erzählt. Und weil die Spende kurz vor Weihnachten kam, hat Mama Agnes von dem Geld für die Senioren eine kleine Party geschmissen sowie zwei Torten und weitere Lebensmittelvorräte gekauft. Eine tolle Geschichte, auch noch nach Weihnachten! 

Neu auf welt-sichten

Die Beduinen müssen sich einen Bunker besorgen: In der Negev-Wüste im Süden Israels leben rund 250.000 Beduinen. Viele ihrer Dörfer sind den Raketenangriffen der Hamas aus Gaza hilflos ausgeliefert. Der israelische Staat kümmert sich darum nicht, also nehmen sie das Heft selbst in die Hand, berichtet Valentin Schmid.

„Verbrechen gegen die Menschlichkeit können überall verfolgt werden“: In der Schweiz steht ein Gambier wegen Folter in Gambia vor Gericht. Das Weltrechtsprinzip macht das möglich und wird am meisten in Europa angewandt, sagt der Jurist Patrick Kroker. 

Kommunen engagieren sich für die Menschenrechte: Demokratie und Menschenrechte geraten weltweit unter Druck. Nordrhein-Westfalen will deshalb „Menschenrechtsland“ werden und bedrohten Aktivisten aus autoritären Staaten Schutz bieten, schreibt Claudia Mende.
 
Mehr Rassismus gegen Schwarze Menschen: Stärker als in anderen Ländern wächst in Österreich die Zahl Schwarzer Menschen, die sich aufgrund ihrer Hautfarbe benachteiligt fühlen. Auch beim sogenannten Racial Profiling liegt Österreich vorne. Nun nimmt eine neue Beschwerdestelle ihre Arbeit auf, berichtet Milena Österreicher. 
Noch immer interessant

Neulich haben wir berichtet, dass in Deutschland verbotene Pestizide auf kenianischen Feldern landen. Das ist an sich nichts Neues, auch aus Lateinamerika oder Indien gibt es immer wieder solche Berichte. Spannend und noch immer interessant ist es aber, was die Hersteller solcher Pflanzenschutzmittel, zum Beispiel Bayer, zu diesen Vorwürfen sagen. Für unser Heft "Riskante Geschäfte mit der Chemie" haben wir einen Bayer-Vertreter und eine Kritikerin über das Thema streiten lassen. Das Gespräch ist auch heute noch aktuell. 

Medienschau: Worüber andere berichtet haben

Keiner sieht mich: Ein früherer Straßenjunge ist jetzt Fotograf. Er hat in Burkina Faso die Menschen fotografiert, die der Bürgerkrieg in die Hauptstadt vertrieben hat – ein eindrücklicher Blick im "The New Humanitarian" auf die, die sonst nur beim Betteln sichtbar werden. 

Kulturzentrum für Flüchtlinge: Ein elliptisches Dach, das Regenwasser sammelt, Platz für Musikunterricht, ein Gemüsegarten – eine Siedlung für 250.000 Geflüchtete in Uganda erhält ein Kulturzentrum. "Devex" erklärt, warum das den Wünschen und dem Bedarf der Flüchtlinge  entspricht. 

Denkfabrik: Was Fachleute sagen
Emissionsfrei kämpfen? Streitkräfte verursachen einen enormen CO2-Ausstoß. Mehrere Nato-Armeen wollen nun bis 2050 klimaneutral werden; eine Studie erläutert ihre Planspiele dafür. Bernd Ludermann hat sie sich angesehen. 
Ausblick: Was diese Woche ansteht

Morgen beginnt die Grüne Woche in Berlin, Besucher können sich bis 28. Januar bei Workshops und Ständen über Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau, aber auch Klimaschutz informieren. Die Messe ist zudem Austragungsort für das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (kurz BMEL) organisierte Global Forum for Food and Agriculture. Bei dieser internationalen Konferenz sprechen 70 Agrarministerinnen und -minister über die Zukunft der Landwirtschaft. Anlässlich der Grünen Woche rufen zahlreiche nichtstaatliche Organisationen am Samstag, 20. Januar, zu einer "Wir haben es satt"-Demonstration auf und fordern eine "sozial-gerechte Agrarwende". 

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