Berlin - Zum Auftakt der Generalversammlung der Sahel-Allianz hat Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) zu stärkerem Engagement in der Region aufgerufen. „Es wäre fahrlässig, dieser Region mit einer der jüngsten Bevölkerungen der Welt den Rücken zu kehren - auch wenn die politischen Rahmenbedingungen die Zusammenarbeit erschweren“, erklärte Schulze am Montag in Berlin. Für das zweitägige Treffen wurden rund 150 Teilnehmende aus über 30 Staaten und internationalen Organisationen erwartet.
Die Allianz zu Unterstützung der Sahel-Staaten Mali, Burkina Faso, Niger, Mauretanien und Tschad war 2017 von Deutschland, Frankreich und der EU gegründet worden. Inzwischen gehören ihr 18 Mitglieder an, darunter die USA, die Afrikanische Entwicklungsbank und die Weltbank. Schulze ist seit Juli 2023 Präsidentin der Sahel-Allianz und kandidiert für ein weiteres Jahr. Das Treffen soll am Montagabend beginnen.
Die Allianz kommt in Berlin auch vor dem Hintergrund großer politischer Umbrüche in der Sahelregion zusammen. In Mali, Burkina Faso und dem Niger haben in den vergangenen Jahren Militärregierungen die Macht übernommen. Die drei Länder wenden sich zunehmend vom Westen, insbesondere der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich, ab. Beobachtern zufolge nimmt zugleich der Einfluss Russlands zu. In den drei Ländern sind zudem islamistische Gruppen aktiv.
Schulze betonte, es gehe darum, „gemeinsam engagiert zu bleiben und sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen“. Das könne heißen, in einigen Ländern „noch stärker auf lokale Akteure und Nichtregierungsorganisationen zu setzen“, sagte die SPD-Politikerin.
Zu der Generalversammlung werden dem Entwicklungsministerium zufolge etwa der mauretanische Wirtschaftsminister Abdessalam Ould Mohamed Saleh, die EU-Kommissarin für internationale Partnerschaften Jutta Urpilainen und der Vize-Präsident der Weltbank für West- und Zentralafrika Ousmane Diagana erwartet. Regierungsvertreter aus Mali, Burkina Faso und Niger nehmen nicht teil. Hingegen ist ein Austausch mit zivilgesellschaftlichen Organisationen geplant.
Das UN-Welternährungsprogramm (WFP), das UN-Kinderhilfswerk Unicef und die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) kündigten zum Beginn des Treffens an, ihre Zusammenarbeit in der Region zu verstärken. Mit Vorhaben im Rahmen der sogenannten Sahel Resilience Partnership sollen demnach die Menschen in einer von Klimaextremen, Konflikten und Armut geprägten Region unterstützt werden. Bis 2027 sollten etwa 450.000 Hektar Ödland wieder urbar gemacht werden. Das Entwicklungsministerium stelle in einem ersten Schritt 130 Millionen Euro bereit, hieß es. Nach Angaben der drei Organisationen ist die Zahl der Hungernden in der Sahelzone in den vergangenen fünf Jahren auf 11,6 Millionen Menschen gestiegen.
Die Lage im Sahel beschäftigt auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) bei ihrer Westafrikareise. Die Grünen-Politikerin brach am Montag in den Senegal und die Elfenbeinküste (Côte d'Ivoire) auf. In den beiden Ländern sowie anderen Küstenanrainern des Sahels lebten die Menschen mit der ständigen Gefahr, „dass sich Terror und Gewalt aus den Nachbarländern auch in ihre Gesellschaften fressen“, erklärte Baerbock vor Abreise.