London, Glasgow - Mehr als 100 Staaten wollen den weltweiten Waldverlust bis zum Jahr 2030 stoppen. Die Initiative sollte am Dienstag bei der Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow vorgestellt werden, wie die britische Regierung mitteilte. Demnach repräsentieren die beteiligten Länder 85 Prozent der weltweiten Waldfläche. Insgesamt sollen 19,2 Milliarden US-Dollar (16,6 Milliarden Euro) für den Waldschutz und die Wiederaufforstung mobilisiert werden. Der britische Premierminister Boris Johnson sprach von einer „bahnbrechenden Übereinkunft“.
Sowohl reiche Länder als auch Entwicklungs- und Schwellenländer wie die Demokratische Republik Kongo und Indonesien sind Teil der Initiative. Auch Brasilien, wo die illegale Abholzung des Amazonas-Regenwaldes unter dem ultrarechten Präsidenten Jair Bolsonaro neue Rekordwerte erreicht hatte, beteiligt sich an dem Vorhaben. Konkrete Zielmarken bis zum Jahr 2030 wurden in der Mitteilung der britischen Regierung, die den Konferenzvorsitz innehat, zunächst nicht benannt.
Wiederaufforstung und Schutz von Indigenen
Mit dem Geld sollen den Angaben zufolge unter anderem die Wiederaufforstung und der Schutz von indigenen Gemeinschaften finanziert werden. Von der Gesamtsumme kommen zwölf Milliarden US-Dollar (10,3 Milliarden Euro) aus öffentlichen Mitteln. Mindestens 7,2 Milliarden US-Dollar (6,2 Milliarden Euro) sollen zusätzlich von mehr als 30 privaten Unternehmen bereitgestellt werden.
Wälder gelten als Lunge des Planeten, weil sie klimaschädliche CO2-Emissionen binden. Dennoch werden sie in vielen Ländern gerodet, etwa um Platz für landwirtschaftliche Nutzflächen oder den Bergbau zu schaffen. Den Angaben nach wird jede Minute eine Waldfläche in der Größe von 27 Fußballfeldern zerstört.
Der britische Premier Johnson bezeichnete Wälder als „Kathedralen der Natur“. Sie seien unverzichtbar für das Überleben der Menschheit. Der indonesische Präsident Joko Widodo rief dazu auf, indigene Gemeinschaften und Kleinbauern besser zu schützen.
Beim Klimagipfel in Glasgow beraten Vertreter aus 197 Staaten bis zum 12. November über die weitere Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Unter anderem geht es um eine Bewertung der freiwilligen nationalen Klimaziele bis 2030, die die Staaten vor der Konferenz eingereicht haben.