Atomares Wettrüsten alarmiert Friedensforscher

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Die Nuklearmächte rüsten auf, indem sie ihre Arsenale modernisieren oder ausbauen. Friedensforscher stufen die Entwicklung als besorgniserregend ein. Laut Sipri-Institut gab es zuletzt rund 13.000 nukleare Sprengköpfe.

Frankfurt a.M./Stockholm - Das anhaltende atomare Wettrüsten beobachten Friedensforscher mit Sorge. Die weltweite Zahl nuklearer Sprengköpfe habe sich zwar zuletzt weiter verringert, erklärte das Friedensforschungsinstitut Sipri am Montag in Stockholm. Zugleich seien die neun Atommächte aber dabei, ihre Arsenale zu modernisieren und auszubauen.

Demnach besaßen die USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea zu Beginn dieses Jahres insgesamt 13.080 atomare Sprengköpfe. Das sind 320 weniger als Anfang 2020, als das Sipri-Institut 13.400 Stück verzeichnete. Allerdings ist die Anzahl der operativ einsetzbaren Nuklearsprengköpfe von 3.720 auf 3.825 gestiegen. Geschätzt wird, dass etwa 2.000 davon auf hoher Alarmstufe bereit gehalten werden. Fast alle seien im Besitz Russlands oder der USA. Anfang 2019 hatten die weltweiten Bestände 13.865 Stück umfasst.

Der Rückgang wird vor allem der Entsorgung ausrangierter Sprengköpfe durch Russland und die USA zugeschrieben. Zusammen besitzen beide Länder mehr als 90 Prozent aller Nuklearwaffen. Die Verringerung war im bilateralen Abrüstungsabkommen „New Start“ 2010 vereinbart worden. Kurz vor dessen Auslaufen am 5. Februar war es um fünf Jahre verlängert worden.

Atomwaffen spielen zunehmend gewichtige Rolle

Für Entwarnung sehen die Friedensforscher indes keinen Grund, im Gegenteil: Zwar sei die Verlängerung von „New Start“ in letzter Minute eine Erleichterung gewesen, erklärt der Sipri-Atomwaffenforscher Hans M. Kristensen. Aber die Aussichten auf eine zusätzliche bilaterale nukleare Rüstungskontrolle zwischen den atomaren Supermächten blieben schlecht. Allein den Anstieg operativ einsetzbarer Sprengköpfe nennt Kristensen „ein besorgniserregendes Zeichen“.

Atomwaffen spielen für die nationale Sicherheit Russlands und der USA laut Sipri eine offenbar zunehmend gewichtige Rolle. Es gebe laufende Programme zur Weiterentwicklung nuklearer Waffensysteme wie Atomsprengköpfe, Raketen- und Flugzeugträgersysteme sowie von Produktionsstätten. Die sieben anderen Atommächte verfügten zwar über deutlich kleinere Arsenale. Doch auch sie seien dabei, diese zu modernisieren oder aufzustocken.

Atommächte lehnen Atomwaffenverbotsvertrag ab

Kritiker warnen seit langem, dass beispielsweise die USA auf sogenannte „Mini-Nukes“ mit geringerer Sprengkraft setzen, die gezielter eingesetzt werden können, aber nicht weniger zerstörerisch sind. Laut einer aktuellen Studie der „Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen“ (Ican) gaben die neun Nuklearwaffenstaaten im vergangenen Jahr 72,6 Milliarden US-Dollar (umgerechnet rund 60 Milliarden Euro) für den Ausbau ihrer Arsenale aus. Inflationsbereinigt waren das 1,4 Milliarden Dollar mehr als 2019.

Friedensnobelpreisträgerin Ican hatte das im Juli 2017 beschlossene UN-Abkommen zum Verbot atomarer Waffen begleitet. Im Januar trat es in Kraft. Die Atommächte sowie die Mitglieder des Nato-Militärbündnisses, zu dem die USA, Großbritannien und Frankreich ebenfalls gehören, lehnen die Vereinbarung bislang ab.
 

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