Frankfurt a.M./Daressalam - Tansania hat nach dem plötzlichen Tod von Präsident John Magufuli erstmals eine Präsidentin: Samia Suluhu Hassan legte in einer vom staatlichen Fernsehsender TBC übertragenen Zeremonie am Amtssitz in der Metropole Daressalam am Freitag den Amtseid ab. Die 61-Jährige war bisher Vizepräsidentin des ostafrikanischen Landes und bleibt für den Rest der Amtszeit bis zu den nächsten Wahlen 2025 Staatschefin.
Suluhu, eine Muslimin von der semi-autonomen Insel Sansibar, arbeitete als Entwicklungshelferin und machte Karriere in der Regionalregierung von Sansibar. 2010 wurde sie ins tansanische Parlament gewählt und fünf Jahre später zur Vizepräsidentin unter Präsident Magufuli ernannt. Suluhu setzte sich in ihren vorherigen Funktionen unter anderem für die Rechte von Frauen und Mädchen und gegen Jugendarbeitslosigkeit ein. Neben der äthiopischen Präsidentin Sahle-Work Zewde ist sie derzeit das einzige weibliche Staatsoberhaupt in Afrika.
Magufuli pflegte einen autoritären Führungsstil
Suluhu tritt die Nachfolge des umstrittenen Präsidenten Magufuli an, dessen Tod am Mittwoch öffentlich wurde. Als Todesursache nannte die Regierung Herzprobleme. Doch Gerüchte halten sich, dass der Corona-Leugner an einer Covid-19-Infektion gestorben sein könnte. Magufuli war ungewöhnlicherweise mehr als zwei Wochen nicht mehr in der Öffentlichkeit erschienen. Davor hatte er die Gefahren der Krankheit geleugnet und kaum Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie getroffen.
Magufuli stand seit langem wegen seines autoritären Führungsstils in der Kritik. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch erklärte, seit Tod müsse ein neues Kapitel eröffnen, sein Vermächtnis seien Unterdrückung und schwere Menschenrechtsverletzungen. Magufulis Tod biete die Möglichkeit, die Entwicklung der vergangenen Jahre umzukehren und die Verstöße zu beenden. Magufuli regierte das ostafrikanische Land seit 2015 und stand unter anderem wegen der Einschränkung von Grundrechten, der Schließung von unabhängigen Medien und der Einschüchterung von Oppositionspolitikern in der Kritik.