Nairobi, Abuja - Man nennt ihn Asiwaju, was auf Yoruba Anführer bedeutet und sein traditioneller Titel als Chief von Lagos ist. Er ist in Nigeria schon lange bekannt, als reicher Politiker, nahe am Zentrum der Macht. Mit vollem Namen heißt der neue Präsident des bevölkerungsreichsten Land Afrikas Bola Ahmed Tinubu.
Nach einer hart umkämpften Wahl muss der 70-Jährige das Land mit seinen mehr als 200 Millionen überwiegend jungen Einwohnerinnen und Einwohnern aus der Wirtschaftskrise und in eine bessere Zukunft führen. Wegen einer stockenden Währungsreform ist das Bargeld knapp. Auch Benzin ist vielerorts kaum zu haben. Manch einer stellt sich schon abends an, um morgens tanken zu können. Neben der schlechten Wirtschaftslage beschäftigt die Menschen im Land die prekäre Sicherheitslage in vielen Regionen.
In seiner Rede nach der Verkündung der Ergebnisse erklärte Tinubu, er nehme das Mandat an, der Bevölkerung zu dienen, und versprach, mit der Jugend zu arbeiten, in Bildung zu investieren und das Land voranzubringen. Er rief seine Gegner dazu auf, Nigeria gemeinsam aufzubauen.
Auf seinen Kappen, die Tinubu bei öffentlichen Auftritten meist trägt, ist eine liegende Acht abgebildet, deren Linien durchbrochen sind. Es seien die Fesseln der Armut, die mit ihm aufgebrochen werden, sagt der zukünftige nigerianische Präsident.
Enger Vertrauter des bisherigen Präsidenten
Er gilt als politischer Stratege und als Königsmacher des scheidenden Präsidenten Muhammadu Buhari, als dessen enger Vertrauter er schon bisher der Regierung nahestand. Wie Buhari, der nach seiner zweiten vierjährigen Amtszeit nicht mehr antreten durfte, ist Tinubu allerdings gesundheitlich angeschlagen. Um Bedenken zu zerschlagen, veröffentlichte er im Oktober ein Video von sich auf dem Heimtrainer in den sozialen Netzwerken. Die Botschaft: „Ich bin stark und bereit, der nigerianischen Bevölkerung zu dienen.“
Zur Wahl trat der 70-Jährige mit dem Slogan „Ich bin dran“ an - und nicht allen gefiel diese Anspruchshaltung. Auch deswegen lag bei vielen Prognosen vor der Wahl der Überraschungskandidat Peter Obi von der Arbeiterpartei vorn. Doch nun löst Tinubu seinen Parteikollegen Buhari ab und der All Parties Congress (APC) bleibt an der Macht. Mitte Februar schrieb Buhari über Tinubu auf Twitter: „Er ist verlässlich, glaubt an Nigeria und wird auf unsere Errungenschaften aufbauen.“
Tinubu regierte für mehrere Jahre Lagos
Auch auf seine eigenen Errungenschaften beruft sich Buharis Nachfolger immer wieder. Von 1999 bis 2007 regierte Tinubu Lagos - mit mehr als 23 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner die größte Metropolregion Afrikas. Er brachte Struktur in die Verwaltung, konnte die Wirtschaftsleistung steigern und investierte unter anderem in Bildung und öffentlichen Wohnungsbau. Auch seine Frau ist Politikerin: Als Abgeordnete vertritt Oluremi Tinubu Lagos im Senat.
Dass der nächste nigerianische Präsident auch der Pate von Lagos genannt wird, ist zum einen seiner anhaltenden Macht und seinem Einfluss in der Millionenstadt geschuldet - und zum anderen seinem Umgang mit Geld und den sich anschließenden Konflikten mit dem Gesetz. Tinubu gilt als einer der reichsten Politiker des westafrikanischen Landes. Wie genau er zu seinem Geld kam, ist unklar. Mehrfach wurde ihm Korruption vorgeworfen.
Über Tinubus frühes Leben ist wenig bekannt, seine eigenen Aussagen widersprechen sich zum Teil. Klar ist, dass er mit Anfang 20 in die USA zog und nach seiner Rückkehr für große Firmen unter anderem im Ölsektor arbeitete. Seine politische Karriere begann 1992, als er für ein Jahr Abgeordneter war, bevor es Neuwahlen gab und kurze Zeit später wieder das Militär die Macht übernahm. Tinubu ging ins Exil in die USA. Dort kam er mit dem Gesetz in Konflikt, Besitz von Drogen und illegale Geldgeschäfte wurden ihm vorgeworfen. Nach einem Vergleich zahlte Tinubu dem Staat knapp eine halbe Million Dollar.
Nach dem Tod des Militärdiktators Sani Abacha kehrte Tinubu nach Nigeria zurück und wurde zu einer der zentralen Figuren der Demokratiebewegung. Wenn Tinubu es nun schafft, sich in seiner Amtszeit wieder auf den Kampf für mehr Demokratie zu besinnen, dann kann Nigeria am Ende auf einem stabileren Fundament stehen.
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