Die Plastikverschmutzung der Meere hat enorme Ausmaße angenommen. Das zeigt eine aktuelle Studie des Alfred-Wegner-Instituts, die vom WWF in Auftrag gegeben wurde. Bei der sogenannten Metastudie fassten die Fachleute 2500 bestehende Studien zum Thema zusammen. Ihre Schlussfolgerung: Der Plastikmüll in den Weltmeeren wird sich bis 2050 vervierfachen. Dieser Schätzung liegt die Annahme der Fachleute zugrunde, dass sich die Kunststoffproduktion bis 2040 mehr als verdoppeln wird. Der WWF fordert deshalb im Vorfeld des UN-Umweltgipfels ein global verbindliches Abkommen, dass die weitere Verschmutzung der Ozeane mit Plastik verhindert.
Schon jetzt seien die Auswirkungen des Plastikmülls auf die Meerestiere, Korallenriffe und Mangrovenwälder sehr deutlich zu spüren. Das zeige zum Beispiel am Ausbleichen von Korallen. Besonders viel Plastikmüll gibt es der Studie zufolge in einigen Regionen des Mittelmeers, des Gelben Meers zwischen der Nordküste Chinas und der koreanischen Halbinsel, des Ostchinesischen Meers und des Meereseis der Arktis. Hier seien auch die „ökologisch-kritischen“ Schwellenwerte der Mikroplastikkonzentration schon überschritten.
Derzeit befinden sich laut der Autoren der Studie schätzungsweise 86 bis 150 Millionen Tonnen Plastik in den Ozeanen, genaue Zahlen gibt es nicht. Gründe für den Plastikmüll in den Meeren sind unter anderem die Zunahme von Einwegverpackungen oder die Abfallverbreitung, bei der Plastik verbrannt wird und in die Luft gelangt. Das Plastik wieder aus den Ozeanen zu entfernen, gestaltet sich äußerst schwierig: Denn das größere Plastik zerfällt mit der Zeit und das Mikroplastik gelangt zum Beispiel über das Waschen von Polyester-Kleidung in die Meere.
Die Wechselwirkungen mit der Natur sind laut der Forscher katastrophal. Plastik enthält Schad- und Inhaltsstoffe, die in der Regel giftig für die Tiere sind. Bereits heute verschlucken bis zu 90 Prozent aller Seevögel und circa 52 Prozent aller Meeresschildkröten Plastik. Das führt zu inneren und äußeren Verletzungen oder gar zum Tod von Meerestieren. Es schränkt die Fortbewegung, das Wachstum oder die Fortpflanzungsfähigkeit ein. Plastik mindert die Nahrungsaufnahme von Tieren und reichert sich in der marinen Nahrungskette an.
90 Prozent aller Seevögel verschlucken Plastik
Über diese Nahrungskette landet das Plastik dann wieder bei den Verursachern selbst, etwa wenn Austern von Mikroplastik befallen sind. Laut dem WWF kann die Lösung nur sein, die Ursachen von Plastikverschmutzung zu bekämpfen, bevor diese überhaupt entstehen kann. Dazu zählen etwa ausdrückliche Verbote von bewusst ausgeführtem klimaschädlichem Handeln, wie dem Wegwerfen von Kunststoffabfällen in Flüsse. Weniger Kunststoffabfall in der Umwelt hätte auch andere positive Folgen, beispielsweise weniger Umweltverschmutzung und einen geringeren Ressourcenverbrauch.
Anlässlich der UN-Umweltkonferenz, die Ende Februar in Nairobi stattfinden wird, fordert der WWF dazu auf, ein neues und rechtsverbindliches internationales Abkommen gegen Plastikverschmutzung zu verabschieden. Dies würde den dringend notwendigen Kurswechsel nach sich ziehen, hofft WWF-Experte Axel Hein.
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