Die diesjährige Bilanzpressekonferenz von Brot für die Welt wird vermutlich auf längere Zeit die letzte gewesen sein, bei der das evangelische Hilfswerk Zuwächse bei den Gesamteinnahmen vermelden konnte. Ende August teilte das Werk in Berlin mit, dass es im vergangenen Jahr knapp 318 Millionen eingenommen hat. Das seien 1,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Alle drei Säulen, aus denen sich die Finanzen des Werkes vor allem speisen, verzeichneten Zuwächse. So stiegen die staatlichen Mittel von 170,9 auf 177,2 Millionen Euro, Spenden und Kollekten von 63,6 Millionen auf 64,4 Millionen Euro und die von den Landeskirchen aus den Kirchensteuern entnommenen und an Brot für die Welt weitergeleiteten Mittel für den Kirchlichen Entwicklungsdienst (KED) von 55,7 auf 58,8 Millionen Euro. Die Einnahmen aus Nachlässen und Bußgeldern lagen bei 3,9 Millionen Euro.
Über die finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie, die sich auf die Zahlen für 2019 noch nicht ausgewirkt haben, macht sich Brot für die Welt aber jetzt schon Gedanken. Insbesondere bei den KED-Mitteln muss das Werk mit drastischen Rückgängen rechnen. „Alle Landeskirchen stellen sich in diesem und im nächsten Jahr auf einen dramatischen Rückgang der Kirchensteuern ein, aus denen die KED-Mittel stammen“, sagt Anne Dreyer, Leiterin der Abteilung Kommunikation und Fundraising von Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) gehe von einem Rückgang von 10 bis 25 Prozent aus. „Wir sind in dieser unvorhergesehenen Situation in der gleichen Verantwortung wie die Landeskirchen, uns auf Mittelrückgänge einzustellen und Einsparmaßnahmen einzuleiten.“
Wo und wie gespart werden soll, wird noch geprüft
In welchen Bereichen künftig gespart werden soll, konnte Dreyer nicht sagen. Man sei noch in der Prüfungsphase. „Die Arbeit unserer weltweiten Partnerorganisationen, die angesichts der gravierenden gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen dieser schweren Krise unsere Unterstützung mehr brauchen denn je, wollen wir aber weiterführen.“
Im Spendenbereich hat die Corona-Pandemie dagegen zu Zuwächsen geführt, sagt Dreyer. Bereits im April habe das Werk sein Fundraising mit zusätzlichen Spendenaufrufen per Post und online sowie gezielter Öffentlichkeitsarbeit verstärkt. Mit Spendenmüdigkeit rechnet man bei Brot für die Welt nicht. „Viele wissen, dass die Menschen in Entwicklungsländern jetzt noch dringender Unterstützung brauchen – weil der Hunger wieder zunimmt und gerade in den Städten viele Menschen ihr Einkommen verloren haben.“
Im Jahr 2019 hatte Brot für die Welt Gesamtaufwendungen in Höhe von 307,7 Millionen Euro, was eine Steigerung von 0,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Der Anteil der Ausgaben für Verwaltung, Werbung und allgemeine Öffentlichkeitsarbeit lag bei 8,4 Prozent. Im vergangenen Jahr hat Brot für die Welt mehr als 1600 Projekte in 85 Ländern gefördert, davon wurden 694 Projekte neu bewilligt. Der Schwerpunkt lag auf Ernährung und ländlicher Entwicklung.
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