Für den ersten Zyklus, der von November 2017 bis 2019 läuft, haben sich mehr als 170 Personen beworben. Studienleiter Andreas Wenger interpretiert das große Interesse als Hinweis auf eine „dringende Nachfrage nach einem solchen Studiengang“. Es gebe derzeit weltweit kein anderes vertiefendes Masterprogramm, das Mediatorinnen und Mediatoren speziell für die Arbeit in gewaltsamen politischen Konflikten ausbilde, sagt er.
Aufgenommen hat die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) schließlich neun Studentinnen und neun Studenten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer – hauptsächlich Fachleute aus Außenministerien und internationalen sowie regionalen Organisationen, die bereits im Bereich der Mediation tätig sind – kommen aus Asien, Afrika, dem Nahen Osten, Lateinamerika und Europa, darunter auch aus der Schweiz. Diese Mischung sei wichtig, sagt Wenger: Die Studenten sollen ihre persönlichen und professionellen Erfahrungen in die Ausbildung einbringen.
Einzigartig ist der Studiengang laut Wenger auch aufgrund seiner breiten Partnerschaftsstruktur. So unterstützen neben dem Schweizer Außendepartement (EDA) auch die Außenministerien Deutschlands, Finnlands und Schwedens das Programm mit Dozenten und stellen Stipendien für Studenten und Studentinnen aus dem globalen Süden zur Verfügung. Beteiligt sind auch die Vereinten Nationen, die Europäische Union und die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).
Hohe Teilnehmerbeiträge
Während sechs zwei- bis dreiwöchigen Modulen über drei Semester werden die Teilnehmer und Teilnehmerinnen darauf vorbereitet, in verschiedenen Friedensprozessen zu arbeiten. Es erfordere viel praktische Erfahrung, zusammen mit anderen in einem hochrangigen Mediationsverfahren zu arbeiten, so Wenger. Diese Arbeit sei eine spätere Option in der Karriere eines Mediationsexperten; der Abschluss des Masterstudiengangs sei ein wichtiger Baustein dafür.
Für die Planungsphase und zwei Pilotlehrgänge wurde ein Planungsbudget von insgesamt 5,5 Millionen Franken in Aussicht gestellt. Davon übernimmt das EDA maximal 1,6 Millionen Franken. Mittelfristig soll der Studiengang über die Teilnehmerbeiträge (55.000 Franken pro Person) finanziert werden. .
Die ETH Zürich wählt die Kandidatinnen und Kandidaten zwar nach eigenen Kriterien aus, doch kann das EDA nach eigenen Angaben Empfehlungen abgeben. Am aktuellen Studiengang nehmen auch zwei EDA-Mitarbeiter teil. Keinen Einfluss hat die Schweiz darauf, wo und in welchen Konflikten die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach Abschluss des Studiengangs im Einsatz stehen werden. Diese Entscheidung liege bei der Entsendeorganisation der Studenten und bei den Studierenden selber. Es sei im Interesse der Schweiz, dass es mehr professionelle Mediatoren auf der Welt gebe, heißt es aus dem EDA. Mit der Ausbildung solle eine Lücke gefüllt werden.
Die Mediation gehört zu den sogenannten Guten Diensten der Schweiz, auf die Konfliktparteien in der ganzen Welt immer wieder zurückgreifen. In den vergangenen Jahren hat die Schweiz über 30 Friedensprozesse in mehr als 20 Ländern begleitet. Selbst vermittelt hat sie unter anderem zwischen Georgien und Russland. Kathrin Ammann
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