Der Weltkirchenrat (ÖRK) hatte das Aktionsbündnis (Ecumenical Advocacy Alliance, EAA) im Jahr 2000 ins Leben gerufen, um in der internationalen Advocacy-Arbeit tätig werden zu können; bis 2009 blieb das Bündnis, in dem katholische, protestantische, evangelikale sowie orthodoxe Kirchen und Organisationen zusammenarbeiten, beim ÖRK. Gerade im Umfeld der Vereinten Nationen waren Kampagnen in dieser Zeit zu einem wichtigen Instrument geworden, mit dem der Weltkirchenrat aber nur wenig Erfahrung hatte.
Hauptthemen des Aktionsbündnisses wurden die Arbeit zu Aids sowie zu Ernährungssicherheit. In Vierjahreskampagnen machte es auf internationaler Bühne deutlich, welchen Beitrag die Kirchen dazu leisten. Es kann dem EAA durchaus als Verdienst angerechnet werden, dass Kirchen und christliche Organisationen beim Thema HIV und Aids mittlerweile als wichtige Ansprechpartner gelten.
Allerdings erwies sich die Anbindung an den eher schwerfälligen ÖRK für eine fokussierte Kampagnenarbeit als zunehmend hinderlich. Deshalb wurde das Aktionsbündnis 2009 ein unabhängiger Verein nach Schweizer Recht. Es sei damals notwendig gewesen, dass sich das EAA wie auch andere auf bestimmte Themen fokussierte Institutionen vom Kirchenrat emanzipieren und ein eigenes Profil entwickeln, sagt Konrad Raiser, der bis 2003 ÖRK-Generalsekretär war. In diese Zeit fielen auch die Neugründungen anderer großer ökumenischer Organisationen wie ACT Alliance oder das Global Christian Forum. In der internationalen Entwicklungshilfe hätten Spezialisten auf einmal mehr bewirken können als Organisationen, die sich um alle Themen und Aufgaben kümmern.
Schmerzhafter Prozess für den Kirchenrat
Für den ÖRK war das ein schmerzhafter Schrumpfungsprozess. „Der Kirchenrat musste seine Rolle in der Ökumene neu finden“, sagt Raiser. „Er hat lernen müssen, dass er nicht mehr das Zentrum aller ökumenischen Aktivitäten ist, sondern Teil einer Netzstruktur, in der es unterschiedliche Manager für einzelne Themenbereiche braucht.“ Der ÖRK habe jetzt die Rolle, Kirchen einen Raum zu bieten, in dem sie zusammenarbeiten und Konfliktfragen ökumenisch diskutieren können.
Dass sich das Globale Ökumenische Aktionsbündnis jetzt wieder mit dem Kirchenrat zusammentut, hat deshalb auch, aber nicht nur mit seiner Finanznot zu tun. Mit den Erfolgen im Kampf gegen Aids verlor das wichtigste Thema des Aktionsbündnisses an Dringlichkeit. Die knapp 90 Mitglieder reduzierten ihre Zuweisungen, bis das Bündnis finanziell kaum noch in der Lage war, allein weiterzumachen.
Die von Raiser skizzierte neue Rolle des Kirchenrates ist attraktiv für das EAA. Man freue sich, dass der ÖRK „wertvollen ökumenischen Raum zum gegenseitigen Nutzen aller Beteiligten“ anbiete, sagt Richard Fee, Vorstandsvorsitzender des Aktionsbündnisses. Beim ÖRK in Genf wertet man den neuerlichen Zusammenschluss nicht als Scheitern eines eigenständigen Aktionsbündnisses. Vielmehr habe der Kirchenrat nun „eine konkrete Möglichkeit, bei der Förderung der ökumenischen Bewegung unsere strategische Leitung anzubieten“, sagt Isabel Apawo Phiri, beigeordnete ÖRK-Generalsekretärin. Die Schwerpunkte des Globalen Ökumenischen Aktionsbündnisses bleiben die Themen nachhaltige Landwirtschaft und HIV/Aids.
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