Zwischen Mann und Frau

(21.10.2013) Wer von der Norm abweicht, gilt schnell als „krank“ und wird häufig diskriminiert. Das trifft insbesondere für intergeschlechtliche Menschen zu, wie eine neue Studie der Heinrich-Böll-Stiftung zeigt.

Der Autor Dan Christian Ghattas hat dafür Aktivistinnen aus zwölf Ländern, darunter Südafrika, Uganda und Uruguay nach ihren Lebensumständen befragt. Er beleuchtet ihre soziale Lage sowie juristische Verfahren und die medizinische Praxis, die bei Menschen angewendet werden, deren Geschlecht sich nicht eindeutig als „weiblich“ oder „männlich“ einordnen lässt.

Intergeschlechtlichkeit sei in den meisten Gesellschaften noch immer stark tabuisiert, erklärt Ghattas. Zudem sei es „fatal“, dass sie vor allem als medizinisches Thema behandelt werde, und nicht als Frage der Menschenrechte. Die meisten Länder haben eine Frist festgelegt, innerhalb derer das Geschlecht eines Kindes in das Geburtenregister eingetragen werden muss – in Deutschland kann der Eintrag offen bleiben.

Mit einer Operation ein Geschlecht verordnet

Vielen intergeschlechtlichen Menschen wird bereits im Säuglingsalter mit einer Operation ein Geschlecht zugewiesen, obwohl das medizinisch nicht notwendig ist. So gut wie immer geschehe dies ohne Zustimmung, oft leiden sie später an den psychischen und physischen Folgen der Eingriffe, heißt es in der Studie.

In den meisten Ländern gebe es zudem keine angemessene medizinische Nachsorge wie eine Hormonersatztherapie, die nach dem Entfernen der hormonproduzierenden Keimdrüsen erforderlich ist, um die Gesundheit zu erhalten.

Intergeschlechtlichkeit gelte als Bedrohung der gesellschaftlichen Ordnung. In den überwiegend ländlichen Gebieten Ugandas oder Südafrikas werde die Geburt eines intergeschlechtlichen Kindes etwa als Strafe für ein früheres Vergehen der Mutter betrachtet, heißt es in der Studie weiter.

Hilfsorganisationen aus Uganda und Südafrika berichteten von der Tötung intergeschlechtlicher Neugeborener: Indem die Mütter die Kinder töten, bewahren sie sich den überlebensnotwendigen Platz in der Gemeinschaft. (gka)

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