Das Goldene Dreieck – nicht länger ein Zentrum des Opiumanbaus
Lange Zeit galt die Region im Grenzgebiet von Laos, Thailand und Myanmar als Hochburg des Drogenhandels. Mitte der 1990er Jahre wurde in dem Dreilä ...
Zwischen den drei Ländern besteht ein deutliches Entwicklungsgefälle, das sich vor allem auf das unterschiedliche Niveau der industriellen Entwicklung, des Bildungs- und des Gesundheitssystems zurückführen lässt. In Vietnam ist der Anteil des Industrie- und Bausektors am Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit fast 40 Prozent höher als in Laos (27,4 Prozent) und Kambodscha (22,4 Prozent), die noch stärker agrarisch geprägt sind. Dagegen spielt der Tourismus in Laos und Kambodscha eine wirtschaftliche Schlüsselrolle. Das Sozialprodukt pro Kopf liegt mit 800 US-Dollar in Vietnam am höchsten, Laos folgt mit 740 US-Dollar und Kambodscha mit 600 US-Dollar.
In allen drei Ländern lebt noch ein Drittel der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Dennoch sind die Erfolge bei der Armutsbekämpfung und der Verbesserung des Lebensstandards bemerkenswert. So ist in Vietnam in den vergangenen 40 Jahren das Einkommen um das Vierfache gestiegen und die Lebenserwartung hat sich zwischen 1970 und 2010 von 49 auf 75 Jahre erhöht.
Die globale Finanzkrise seit 2008 hat aber in Laos, Kambodscha und Vietnam zu einem Einbruch des Wirtschaftswachstums geführt. Vietnam erzielte zwischen 2005 und 2007 das höchste Wachstum mit über 10 Prozent, um dann im Jahr 2009 auf 5,3 Prozent abzustürzen. In Kambodscha schrumpfte die Wirtschaft 2009 sogar um 2 Prozent, nachdem das durchschnittliche Wachstum zwischen 1998 und 2008 bei 9,1 Prozent im Jahr gelegen hatte. Laos war aufgrund seiner geringen weltwirtschaftlichen Verflechtung weniger von der globalen Finanzmarktkrise betroffen. Mit Hilfe von Konjunkturprogrammen haben auch diese Länder versucht, die Krise zu bewältigen. Für die Jahre 2010 und 2011 erwartet die Asiatische Entwicklungsbank, dass sich ihre Ökonomien weiter erholen.
Die Außenhandelsverflechtung Vietnams ist erheblich größer als die von Laos and Kambodscha. Die Nachbarstaaten der ASEAN spielen dabei nur für Laos eine Schlüsselrolle: Über die Hälfte seiner Exporte ging 2008 dorthin, die meisten nach Thailand und Vietnam. Auch für Kambodscha ist Vietnam der wichtigste Absatzmarkt in der ASEAN, doch mehr als die Hälfte der Exporte werden in die USA und ein Viertel in die EU geliefert. Vietnam exportiert ebenfalls jeweils rund ein Fünftel seiner Produkte in die USA und in die EU, aber auch rund 11 Prozent in die ASEAN, insbesondere nach Malaysia, in die Philippinen, nach Thailand und Kambodscha.
China ist inzwischen zu einem bedeutenden Handelspartner aller drei Länder geworden. Obwohl ihnen Peking im Rahmen der ASEAN-China Free Trade Area (ACFTA) 2002 Vorzugsbedingungen eingeräumt hat, konnte nur Laos bis 2008 seine Ausfuhren nach China deutlich ausweiten. Dagegen nahmen die Importe aus China erheblich zu. Für Kambodscha und Vietnam ist China inzwischen zum wichtigsten Lieferland aufgestiegen. Vietnams Defizit im Handel mit China hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen und macht inzwischen rund die Hälfte des gesamten Defizits in der Handelsbilanz aus.
Historisch gesehen war die Mekong-Region von Rivalitäten der Anrainer um die Nutzung des Flusses für Bewässerung und Fischfang geprägt. In den letzten Jahrzehnten hat die Konkurrenz um knappe Ressourcen zugenommen, vor allem weil die Anrainer Wasserkraft zunehmend für die Energieerzeugung nutzen (siehe den Beitrag von Richard P. Cronin in diesem Heft). Der Energiehunger Chinas, aber auch Thailands und Vietnams, spielt hierbei eine Rolle.
Multilaterale Entwicklungshilfe erhielt die Mekong-Region mit der Gründung der Greater Mekong-Subregion (GMS)-Initiative im Jahre 1992 von der Asiatischen Entwicklungsbank und Japan. Der Schwerpunkt wurde auf den Ausbau der Infrastruktur gelegt. Mit dem Ziel eines gemeinsamen nachhaltigen Wassermanagements wurde 1995 die Mekong River Commission (MRC) ins Leben gerufen, der neben Kambodscha, Laos, Thailand und Vietnam seit 1996 auch China als Dialogpartner angehört.
Chinas Annäherung an die ASEAN erstreckte sich ab 2004 auch auf verstärktes Engagement in der Mekong-Region. Allerdings hatte die Volksrepublik vor allem die Förderung der eigenen wirtschaftlich rückständigen Provinzen im Blick. Yunnan profitiert vom GMS-Programm – etwa vom Bau der Autobahnverbindung von Yunnan nach Thailand, der Eisenbahn von Yunnan nach Singapur sowie vom Ausbau des oberen Mekong für die Güter-Schifffahrt. Auch die Provinz Guangxi, die nicht zur Mekong-Region zählt, erhielt Zugang zur GMS-Finanzierung und wurde beim Aufbau ihrer Infrastruktur unterstützt. Sie soll künftig ferner in der Kooperation der Küstenländer Südostasiens eine Schlüsselrolle spielen. Erste Schritte hierzu wurden mit der Initiierung des China-ASEAN Business and Investment Summit (CABIS) in der Provinzhauptstadt Nanning und der Gründung der China-ASEAN Economic Zone als Investitionsstandort für Unternehmen aus Südostasien unternommen. Damit versucht China, die Führung bei der regionalen Integration in Südostasien zu übernehmen.
China unterstützt Investitionen chinesischer Unternehmen in den südostasiatischen Ländern. Neben günstigen Krediten erhalten Unternehmen Mittel aus der Förderung für Alternativen zum Opiumanbau. Die waren ursprünglich nur für die Umstellung der Landwirtschaft in den Opium-Anbaugebieten der Grenzregion von Laos und Kambodscha bestimmt, wurden dann aber auf Nahrungsmittelverarbeitung, Bergbau und Elektrizitätserzeugung ausgeweitet. Auch aufgrund der staatlichen Fördermaßnahmen ist die Zahl chinesischer Arbeitskräfte und Unternehmer in der Region rasant gewachsen. Das wird vor allem im bevölkerungsarmen Laos sichtbar.
Chinesische Investitionen gehen in erster Linie in den Bau von Staudämmen und Verkehrsinfrastruktur, die Peking über günstige Lieferkredite anbietet. Dabei bringt das chinesische Unternehmen in der Regel eigene Arbeitskräfte mit, die Straßen, Brücken und Kraftwerke bauen. In Kambodscha ist China der wichtigste Investor. Die großen Staatsunternehmen aus China bauen vor allem Wasserkraftwerke und erschließen Erdöl- und Bergbauressourcen, während private Investoren vielfach im Bekleidungssektor tätig sind. Im Agrarsektor investieren chinesische Unternehmen vor allem in den Aufbau von Kautschukplantagen. Inzwischen sind rund drei Dutzend Landkonzessionen für chinesische Investoren in Kambodscha registriert. In Laos ist China der drittgrößte Investor und konzentriert sich auf den Bau von Wasserkraftwerken und den Bergbau. Auch dort haben chinesische Investoren Plantagen gepachtet oder Landrechte gekauft. In Vietnam sind Investitionen aus China weitaus weniger bedeutend, auch aufgrund der stärkeren Beschränkungen; sie konzentrieren sich auf den Bausektor und die verarbeitende Industrie.
Laos, Kambodscha und Vietnam gehören noch zu den ärmeren Entwicklungsländern in Südostasien. Doch sie können auf bedeutende Erfolge bei der Transformation ihrer Wirtschaft zurückblicken. Bei den Millennium-Entwicklungszielen, etwa der Bekämpfung der absoluten Armut, haben sie Fortschritte erreicht. Entwicklungsengpässe liegen vor allem in der unzureichend ausgebauten Infrastruktur, die auch die außenwirtschaftliche Integration der drei Länder behindert.
Gerade hier sind chinesische Investitionen sehr willkommen. Sie bergen aber auch erhebliche Risiken, etwa bei der Nutzung des Wassers in der Mekong-Region oder bei Bergbauprojekten, die oft Folgen für die Umwelt haben. Um die Chancen zu nutzen, die ein wirtschaftlich starker Nachbar bietet, müssten Vietnam, Laos und Kambodscha noch stärker als bisher eine langfristige Planung verfolgen. Vietnam ist aufgrund seiner Größe und globalen Ausrichtung dazu eher in der Lage als Laos und Kambodscha, die weiter stark auf ausländische Entwicklungshilfe angewiesen sind.
Quellen:
Asian Development Bank, Asian Development Outlook: Marcoeconomic Management Beyond the Crisis, Mandaluyong City 2010 (http://www.adb.org/documents/books/ado/2010/)
OAV German Asia-Pacific Business Assocation, Wirtschaftshandbuch Asien-Pazifik 2010/2011, Hamburg 2010
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