Frankfurt a.M./Kabul - Pakistan setzt die Massenabschiebungen afghanischer Staatsbürger fort. Seit dem 1. April seien mehr als 60.000 Menschen über die Grenzübergänge Torkham und Spin Boldak nach Afghanistan zurückgekehrt, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Dienstag in der afghanischen Hauptstadt Kabul mit. Am 31. März war eine Frist der pakistanischen Regierung abgelaufen. Bis dahin sollten alle Afghaninnen und Afghanen ohne offizielle Aufenthaltsgenehmigung das Land verlassen.
Menschen, die bis zu dem Stichtag nicht ausgereist sind, müssen mit einer zwangsweisen Rückführung rechnen. Die Maßnahmen sind Teil einer Kampagne der pakistanischen Regierung, die seit Herbst 2023 läuft. Ziel ist es, rund drei Millionen Afghanen und Afghaninnen ohne gültige Aufenthaltspapiere zur Rückkehr in ihr Heimatland zu bewegen.
Auch die Regierung des ebenfalls an Afghanistan angrenzenden Iran hat im vergangenen Jahr seine Maßnahmen zur Abschiebung afghanischer Flüchtlinge verstärkt. Laut IOM sind seit September 2023 mehr als 2,43 Millionen Menschen ohne Papiere aus beiden Ländern nach Afghanistan zurückgekehrt - mehr als die Hälfte von ihnen wurde demnach abgeschoben.
Pakistan und Iran beherbergen jeweils bis zu vier Millionen afghanische Staatsangehörige, die entweder vor den Konflikten der vergangenen Jahrzehnte geflohen sind oder in der Hoffnung auf ein besseres Leben kamen. Sowohl in Pakistan als auch im Iran hat sich die wirtschaftliche Lage in jüngster Zeit jedoch deutlich verschlechtert. Zudem hat sich die Sicherheitslage durch die Aktionen militanter Gruppen, etwa der pakistanischen Taliban (TTP) oder des afghanischen Ablegers des „Islamischen Staates“ (ISIS-K), verschärft. Die Regierungen Pakistans und des Iran machen dafür die afghanischen Geflüchteten verantwortlich.