Zwei Jahre Krieg im Sudan: Rufe nach Waffenruhe und mehr Hilfe

Der Krieg im Sudan hat dramatische Folgen für die Bevölkerung. Mehr als 30 Millionen Menschen sind laut den UN auf Hilfe angewiesen. Zum Jahrestag des Kriegsbeginns schlagen Hilfsorganisationen Alarm.

Frankfurt a.M./Genf - Zwei Jahre nach Beginn des Krieges im Sudan zeichnen Hilfsorganisationen ein düsteres Bild der humanitären Katastrophe in dem nordostafrikanischen Land. „Die Lage im Sudan ist desaströs. Menschen sterben, weil sie keinen Zugang zu Nahrungsmitteln und sauberem Wasser haben“, erklärte der Generalsekretär der Welthungerhilfe, Mathias Mogge, am Montag in Berlin. Die internationale Gemeinschaft müsse dringend mehr Geld bereitstellen, „um das Überleben der Betroffenen zu sichern“.

Auch die Diakonie Katastrophenhilfe mahnte mehr Aufmerksamkeit für die Krise an. „Ein Ende der blutigen Kämpfe ist nicht in Sicht“, sagte der Leiter des evangelischen Hilfswerks, Martin Keßler: „In der Region Darfur herrscht in Teilen eine Hungersnot, doch niemand schaut hin.“ Die Weltgemeinschaft dürfe vor der größten humanitären Katastrophe der Welt nicht die Augen verschließen.

Bei dem Krieg im Sudan kämpfen die Armee und die paramilitärische RSF-Miliz um die Macht in dem Land. Die Kämpfe begannen am 15. April 2023 und weiteten sich rasch auf weitere Gebiete aus. Zuletzt eroberte die Armee die Hauptstadt Khartum zurück.

Der Konflikt hat eine der gravierendsten Krisen der jüngeren Vergangenheit ausgelöst. Laut den Vereinten Nationen sind mehr als 30 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen - und damit deutlich mehr als die Hälfte der 47,5 Millionen Sudanesinnen und Sudanesen. Fast 13 Millionen Personen wurden demnach seit Beginn der Kämpfe durch die Gewalt vertrieben. Beiden Konfliktparteien werden Kriegsverbrechen vorgeworfen, darunter Angriffe auf die Zivilbevölkerung und die Blockade humanitärer Hilfe.

Die Präsidentin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Mirjana Spoljaric, mahnte zum zweiten Jahrestag des Kriegsbeginns eine Waffenruhe an. Die Zivilbevölkerung sei in einem Albtraum aus Tod und Zerstörung gefangen und brauche eine Atempause, erklärte Spoljaric in Genf. Auch sexuelle Gewalt sei weitverbreitet und Helfer müssten bei ihrer Arbeit vorsätzliche Angriffe erdulden.

Besonders betroffen von den Kämpfen bleibt die Darfur-Region im Westen des Landes. Nach Angriffen der RSF spitzte sich am Wochenende die Lage rund um das Flüchtlingslager Zamzam zu, wo Schätzungen zufolge Hunderttausende Menschen Zuflucht gefunden haben. Nach Angaben der mit der Armee verbündeten Rebellenbewegung SLM wurden bei Angriffen der RSF-Miliz seit Freitag 450 Zivilistinnen und Zivilisten getötet. Zudem seien Tausende Familien vertrieben worden, berichtete die Zeitung „Sudan Tribune“.

Auch Welthungerhilfe-Generalsekretär Mogge sprach von Angriffen auf das Camp mit „Hunderten Toten, darunter auch humanitäre Helfer“ und betonte: „Die internationale Gemeinschaft darf nicht weiter zusehen, wie die humanitäre Katastrophe eskaliert.“ Für das Flüchtlingslager wurde bereits vergangenes Jahr eine Hungersnot ausgerufen, auch weil Hilfe immer wieder blockiert wurde.

Bisherige diplomatische Anläufe für ein Ende des Krieges im Sudan scheiterten. Selbst nur für wenige Tage vereinbarte Waffenruhen wurden gebrochen. Für Dienstag ist in London eine weitere internationale Konferenz zum Sudan geplant.

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