Frankfurt a.M., Bogotá - In Kolumbien ist 2024 durchschnittlich fast alle zwei Tage ein Vertreter der Zivilgesellschaft ermordet worden. Das geht aus einer Erhebung der kolumbianischen Menschenrechtsorganisation „Somos Defensores“ hervor, die am Donnerstag (Ortszeit) veröffentlicht wurde. Insgesamt mindestens 157 Menschen, die sich für die Rechte ihrer Gemeinschaften einsetzen, sind demnach im vergangenen Jahr getötet worden. Täter waren meist bewaffnete Gruppen wie Paramilitärs, Guerillas und kriminelle Banden. Die Gewalt richte sich vor allem gegen Vertreterinnen und Vertreter indigener Gruppen, Gemeindevorsteher und Sprecher für Bauerngemeinschaften.
Im Vergleich zum Vorjahr seien elf Morde weniger registriert worden, teilte die Organisation mit. Doch das könne auch mit der zunehmenden Repression und der daraus folgenden Angst, Verbrechen anzuzeigen, zusammenhängen. Insgesamt 727 bei den Behörden angezeigte Angriffe gegen Vertreterinnen und Vertreter ihrer Gemeinschaften zählte „Somos Defensores“ (Wir sind Verteidiger) im vergangenen Jahr - 38 weniger als 2023. Darunter fallen Straftaten wie Drohungen, Vertreibungen, Entführungen, Folter und Mordversuche.
Indigene und afrokolumbianische Gemeinschaften
Zentrum der Gewalt gegen Aktivistinnen und Aktivisten ist demnach das südwestliche Departement Cauca, eine der ärmsten Regionen Kolumbiens, wo indigene und afrokolumbianische Gemeinschaften sowie Bäuerinnen und Bauern seit Jahrzehnten Opfer des bewaffneten Konflikts sind. In jüngster Zeit haben dort die Angriffe von Guerillagruppen und dem organisierten Verbrechen wieder zugenommen. Auch in anderen von ethnischen Minderheiten bewohnten Regionen ist die Gewalt gegen Vertreter von Gemeinschaften dem Bericht zufolge gestiegen, wie im nordwestlichen Departement Antioquia und der nordöstlichen Region Arauca.
In Kolumbien herrscht seit den 1960er Jahren ein Krieg zwischen dem Staat, paramilitärischen Milizen, Guerillagruppen und Drogenkartellen. Etwa 300.000 Menschen wurden getötet, rund sieben Millionen vertrieben.