Südsudan: Vizepräsident Machar unter Hausarrest

Freetown/Juba - Im Südsudan ist Vizepräsident Riek Machar unter Hausarrest gestellt worden. Das berichtete der Sender "Radio Tamzuji” am Mittwochabend unter Berufung auf Vertreter von Machars Partei. Machar sei von oberster Stelle ein entsprechendes Anschreiben überstellt und Gäste seien von seinem Grundstück verjagt worden. Sicherheitskräfte überwachten seitdem das Haus. Der Hausarrest sei ein Bruch des Friedensabkommens von 2018, sagten seine Parteikollegen dem Radiosender.

Präsident Salva Kiir und Riek Machar führten unterschiedliche Lager im Bürgerkrieg, der von 2013 bis 2018 den Südsudan beherrschte. Ein Abkommen zur gemeinsamen Regierung beendete den Krieg. In den vergangenen Wochen hatte Kiir, der unter dem Abkommen Präsident wurde, mehrere Minister und andere hohe Beamte verhaften lassen oder entlassen.

Die Vereinten Nationen sehen den Südsudan an der Schwelle zu einem erneuten Bürgerkrieg. Die politischen Spannungen vertieften sich weiter, während die Gewalt eskaliere, sagte der Leiter der dortigen UN-Mission (Unmiss), Nicholas Haysom, am Montag. Angriffe auf Zivilisten, Massenvertreibungen und ethnisch aufgeladene Propaganda gefährdeten die fragilen Strukturen, die seit dem Friedensvertrag 2018 nach dem Bürgerkrieg etabliert wurden. Am Mittwoch (Ortszeit) riefen die Vereinten Nationen die Konfliktparteien erneut zum Dialog auf.

Anfang März überrannten Kämpfer, denen eine Verbindung zur Miliz des Vizepräsidenten nachgesagt wird, Militärposten in der Provinz Upper Nile. Die Regierung reagierte mit Bombardierungen von zivilen Gebieten und der Verhaftung von Politikern. Etliche Zivilisten seien getötet worden, andere hätten schwere Verbrennungen erlitten, sagte Haysom. Mehr als 60.000 Menschen sind nach UN-Angaben aus der betroffenen Region geflohen. Am Wochenende hatte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) wegen der Bürgerkriegsgefahr die vorübergehende Schließung der deutschen Botschaft im Südsudan angekündigt.

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