Berlin - Laut „Ärzte ohne Grenzen“ sind am Samstag in Port-au-Prince vier Fahrzeuge der Hilfsorganisation beschossen worden. Beim Versuch, Personal vor der eskalierenden Gewalt in Sicherheit zu bringen, seien mehrere Personen leicht verletzt worden, teilte „Ärzte ohne Grenzen“ am Montagabend in Berlin mit. Die Fahrzeuge seien klar gekennzeichnet gewesen und ihre Fahrt war den Behörden gegenüber angemeldet worden. Sie sollten Mitarbeitende aus dem Turgeau-Notfallzentrum herausbringen, wo „Ärzte ohne Grenzen“ seine Arbeit aufgrund der eskalierenden Gewalt am 15. März eingestellt hatte.
Der Einsatzleiter von „Ärzte ohne Grenzen“ in Haiti, Benoit Vasseur, sagte: „Dieser Angriff ist eine deutliche Erinnerung daran, dass niemand vor der anhaltenden Gewalt zwischen bewaffneten Gruppen und den Sicherheitskräften geschützt ist. Trotz unserer Vorsichtsmaßnahmen wurden wir ins Visier genommen. Das ist inakzeptabel.“
Seit Ende Februar hat sich „Ärzte ohne Grenzen“ zufolge die Lage im Stadtteil Turgeau, wo die Hilfsorganisation das Notfallzentrum betreibt, drastisch zugespitzt. Derzeit sei es unmöglich, den Betrieb im Krankenhaus fortzusetzen, sagte Vasseur weiter. Alle Patienten des Notfallzentrums seien an andere medizinische Einrichtungen überwiesen worden. „Ärzte ohne Grenzen“ ist eigenen Angaben zufolge seit über 30 Jahren in Haiti tätig. Seit 2021 leistet die Hilfsorganisation medizinische Notfallversorgung in Turgeau.
Haiti leidet seit Jahren unter einer schweren ökonomischen und politischen Krise. Rund 200 bewaffnete Banden kontrollieren weite Teile des Landes. Besonders die Hauptstadt ist in der Hand der Kriminellen. Vergangenes Jahr wurden in dem Karibikstaat laut Angaben der Vereinten Nationen mindestens 5.601 Menschen durch die Bandengewalt getötet.