Nairobi/Goma - Im Osten der Demokratischen Republik Kongo ist ein prominenter Rapper ermordet worden. Delcat Idengo sei am Donnerstag in der Provinzhauptstadt Goma während des Drehs für ein Musikvideo auf offener Straße erschossen worden, berichtete der UN-finanzierte Sender Radio Okapi am Freitag. Idengo (bürgerlich Delphin Vinywasiki) hat sich in seinen Liedern immer wieder politisch positioniert und sowohl Rebellengruppen als auch die Regierung kritisiert.
Lokale Quellen wie die Bürgerbewegung Lucha schreiben den Mord der M23-Miliz zu, die vor zwei Wochen mit Unterstützung Ruandas Goma erobert hat und seitdem kontrolliert. Kommunikationsminister Patrick Muyaya verurteilte die „abscheuliche Tat“, nannte Idengo einen Märtyrer, der sich mit seiner Kunst gegen die „ruandische Barbarei“ auf kongolesischem Territorium ausgesprochen habe. Dass der Rapper auch wegen Kritik an der Regierung juristisch verfolgt wurde, erwähnte er nicht.
Wegen Kritik an Regierung in Haft
Delcat Idengo befand sich zur Zeit der Eroberung Gomas in Haft in der Hauptstadt der Provinz Nord-Kivu, weil ihm vorgeworfen wurde, die Bevölkerung gegen die Truppen der Vereinten Nationen im Kongo aufzustacheln. Im Chaos der Machtübernahme gab es einen Gefängnisausbruch, bei dem auch der Musiker freikam. Vor der jüngsten Inhaftierung war er zu zehn Jahren Haft verurteilt worden, weil er in einem Lied Präsident Félix Tshisekedi als Lügner bezeichnet hatte. Die Strafe wurde ihm später erlassen.
In seinem aktuellen Song "Bunduki” (deutsch: Waffen), der seit Dienstag in den sozialen Netzwerken zu hören ist, kritisiert er die Gewalt der M23 als Besatzer. Die Bewegung Lucha, deren Mitglied Idengo war, erklärte, sein Schicksal zeige, dass die Zivilgesellschaft im Ostkongo von allen Seiten bedroht wird.
Im Osten der Demokratischen Republik Kongo kämpfen Armee und zahlreiche Rebellengruppen seit Jahren um die Macht und die Kontrolle über die reichen Bodenschätze. Verhandlungen haben in der Vergangenheit nur zu kurzfristigen Feuerpausen geführt, aktuell gibt es trotz mehrerer regionaler Krisengipfel noch keinen Schritt in Richtung Waffenruhe. Im Gegenteil: Die Rebellen dringen täglich weiter nach Süden in Richtung der nächsten Großstadt Bukavu vor und haben zuletzt nach eigenen Angaben den Militärflughafen in der Nähe unter ihre Kontrolle gebracht.