Genf - Die Vereinten Nationen haben zu mehr Engagement im Kampf gegen die weibliche Genitalverstümmelung aufgerufen. Die grausame Praxis verursache tiefgreifende und lebenslange physische, emotionale und psychologische Narben bei den betroffenen Mädchen und Frauen, warnten die UN am Donnerstag in Genf. Mehr als 230 Millionen Mädchen und Frauen weltweit seien Überlebende des Eingriffs, hieß es anlässlich des Welttages der Nulltoleranz gegenüber weiblicher Genitalverstümmelung am 6. Februar. Die Verstümmelung könne auch tödlich enden.
Schätzungen zufolge könnten bis 2030 weitere 27 Millionen Mädchen dieser Verletzung ihres Körpers und ihrer Würde ausgesetzt sein, erklärten die UN. Die Welt müsse gegensteuern, forderten die Exekutivdirektorin des Bevölkerungsfonds UNFPA, Natalia Kanem, die Exekutivdirektorin des Kinderhilfswerks Unicef, Catherine Russell und der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation, Tedros Adhanom Ghebreyesus.
Von den 31 Ländern, in denen nationale Daten zur Verbreitung dieser Praxis erhoben würden, seien jedoch nur sieben auf dem richtigen Weg, das nachhaltige Entwicklungsziel der vollständigen Abschaffung der Genitalverstümmelung bis spätestens 2030 zu erreichen. Die derzeitigen Fortschritte müssten dringend beschleunigt werden, um das Ziel zu erreichen.
WHO-Chef Tedros betonte, Genitalverstümmelung bringe keinerlei medizinischen Nutzen. Er bedauerte, dass auch Gesundheitspersonal sich an der Praxis beteilige. Zugleich hätten durch ein 2008 gestartetes UN-Programm fast sieben Millionen Mädchen und Frauen Zugang zu Präventions- und Schutzmaßnahmen erhalten.
Die Beschneidung der Genitalien wird oftmals mit stumpfen, ungereinigten Messern oder anderem Werkzeug wie Glasscherben vorgenommen. Akute Folgen können Schock, Blutungen und Infektion sein. Manche Frauen leiden ein Leben lang unter starken Schmerzen beim Wasserlassen, oder während der Menstruation, des Geschlechtsverkehrs oder bei Geburten.
Die Verstümmelung ist vor allem in Afrika südlich der Sahara verbreitet und soll der Tradition zufolge Schönheit, Keuschheit und die Heiratschancen der Mädchen und Frauen steigern. Die WHO stuft den Eingriff als schwere Menschenrechtsverletzung ein und führt ihn auf tief verwurzelte Ungleichheit zwischen den Geschlechtern und Unterdrückung der Frauen zurück. Meist werden die Mädchen im Kindesalter verstümmelt, je nach Tradition aber auch in der Pubertät, unmittelbar vor oder nach der Eheschließung oder nach der ersten Entbindung.