Nairobi/Goma - Amnesty International wirft den Konfliktparteien im Kongo den Einsatz von Explosiv-Waffen in dicht besiedelten Gebieten vor. Solche ungenauen Waffen, die auf großen Flächen Zerstörung anrichten, seien im Osten des Landes allein von Januar bis Juli 2024 über 150 Mal benutzt worden, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Sonntagabend. Mehr als 100 Menschen seien in dem Zeitraum dadurch getötet worden, Hunderte verletzt.
Auch in diesem Jahr setzen laut Amnesty-Chefin Agnès Callamard sowohl die M23-Rebellen als auch die Armee der Demokratischen Republik Kongo Explosiv-Waffen ein und begehen damit Kriegsverbrechen. Nach dem Völkerrecht sind solche Angriffe, bei denen die Zivilbevölkerung extrem gefährdet ist, untersagt. Amnesty forderte, die Bombardierungen müssten vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag untersucht werden.
Seit Jahresbeginn wird im Osten des Kongo wieder verstärkt an mehreren Fronten gekämpft. Die M23-Miliz, die laut den Vereinten Nationen von Ruanda unterstützt wird, konnte mehrere Ortschaften einnehmen und ist nur noch etwa 80 Kilometer Luftlinie von der Regionalhauptstadt Goma entfernt.
Amnesty International untersuchte nach eigenen Angaben zahlreiche Einschlagsorte, analysierte Fotos, Videos und Aussagen der Konfliktparteien. Zudem habe die Organisation mit 60 Augenzeugen gesprochen, von denen viele Familienmitglieder verloren haben. Sie hätten berichtet, wie Raketen in Häusern eingeschlagen seien, ebenso wie in Gruppen fliehender Familien.
Amnesty kritisierte auch, dass die kongolesische Armee eine Basis in der Nähe eines Vertriebenenlagers aufgebaut habe. Bei Schusswechseln mit den M23-Rebellen seien deshalb Dutzende Geflüchtete getötet worden. Auch Gesundheits- und Hilfsinfrastruktur wurde demnach getroffen.
Im Osten des Kongo kämpfen Milizen und die Armee um Einfluss und Kontrolle über reiche Rohstoffvorkommen. Vermittlungen hatten zu einer kurzen Waffenruhe zwischen M23 und Armee im August und September geführt. Eine langfristige Lösung scheint jedoch nicht in Reichweite.