Bonn - Die humanitären Krisen in Afrika werden laut der Hilfsorganisation Care in der Öffentlichkeit nur wenig wahrgenommen. Das geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten Krisenreport hervor, in dem Care jedes Jahr die medial am meisten vernachlässigten Katastrophenregionen auflistet. Alle wenig beachteten Krisen ereigneten sich demnach in Afrika. Angeführt wird die Liste zum dritten Mal in Folge von Angola, gefolgt von der Zentralafrikanischen Republik, Madagaskar, Burkina Faso, Burundi, Mosambik, Kamerun, Malawi, Sambia und Niger.
„Rund 35 Millionen Menschen sind von diesen Krisen betroffen“, erklärte der Generalsekretär von Care Deutschland, Karl-Otto Zentel. „Doch Zahlen erfassen nicht das Ausmaß des menschlichen Leids.“
In Angola benötigten wegen der schlimmsten Dürre seit Jahren insgesamt 2,2 Millionen Menschen humanitäre Hilfe, sagte die Geschäftsführerin von Care Österreich, Andrea Barschdorf-Hager. Zugleich nehme das Land auch noch Flüchtlinge aus benachbarten Staaten auf. Dennoch sei 2024 kaum über die Not der Menschen dort berichtet worden.
Zunehmend hätten die Länder in Afrika mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen, sagte die Care-Beraterin für das südliche Afrika, Chikondi Chabvuta. Dieser betreffe zwar die ganze Welt. „Doch die wirtschaftlich schwachen Länder zahlen die Rechnung dafür.“ Die klimabedingten Krisen auf dem afrikanischen Kontinent müssten mehr Aufmerksamkeit und die betroffenen Menschen mehr Unterstützung erhalten. „Wenn die Auswirkungen des Klimawandels in Afrika nicht in den Schlagzeilen auftauchen, werden die Menschen dort vergessen.“
Eine dieser kaum beachteten Umweltkatastrophen seien im vergangenen Jahr die Überschwemmungen in Burundi gewesen. Laut dem Bericht verloren dadurch fast 300.000 Menschen in dem ostafrikanischen Land das Wenige, das sie besaßen.
Der neunte Care-Krisenbericht stützt sich auf die Analyse von 5,6 Millionen Online-Artikeln durch den internationalen Medienbeobachtungsdienst Meltwater in den Sprachen Arabisch, Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch im Zeitraum vom 1. Januar bis zum 30. September 2024. Aus einer Liste von 43 humanitären Krisen, die mindestens eine Million Menschen betreffen, wurden die zehn Katastrophen ermittelt, die die geringste mediale Aufmerksamkeit erhielten.