Berlin/Caracas - Nach der Vereidigung des autoritären Machthabers Nicolás Maduro in Venezuela befürchten internationale Organisationen die erneute Flucht hunderttausender Menschen. Die Tageszeitung „El Nacional“ zitierte am Montag (Ortszeit) aus einer Studie des Internationalen Währungsfonds, wonach jeder vierte Venezolaner eine Emigration nicht ausschließt, wenn das Regime unter Maduro fortgeführt wird. Das entspreche einer Zahl von bis zu sieben Millionen Menschen.
Laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR sind seit Amtsantritt Maduros im Jahr 2013 bereits rund acht Millionen Menschen aufgrund der humanitären und ökonomischen Krise ins Ausland geflohen. Vergangene Woche ließ sich Maduro trotz gefälschter Wahlen für weitere sechs Jahre als Präsident vereidigen.
Die meisten Venezolanerinnen und Venezolaner im Exil, rund 2,9 Millionen, fanden im Nachbarland Kolumbien Zuflucht, in Peru etwa 1,7 Millionen und rund 700.000 leben ohne Aufenthaltsgenehmigung in den USA. In der Regel durchqueren die Menschen den Darién-Dschungel an der Grenze zwischen Kolumbien und Panama, der als eine der gefährlichsten Flüchtlingsrouten weltweit gilt.
Allerdings habe sich die Migration in die USA in den vergangenen Wochen etwas abgeschwächt, sagte die Direktorin für Venezuela bei der Menschenrechtsorganisation Washingtoner Büro für Lateinamerika (Wola), Laura Cristina Dib, laut der Zeitung. Die Gründe dafür seien unterschiedlich. Einerseits gebe es Unsicherheit, welche Maßnahmen der neue US-Präsident Donald Trump zur Sicherung der Grenze nach Mexiko ergreifen werde. Andererseits seien die Migrationszahlen im Dezember und Januar immer rückläufig gewesen.
Trump, der am 20. Januar das Präsidentenamt zum zweiten Mal übernimmt, hatte im Wahlkampf Massenabschiebungen von mehreren Millionen Menschen angekündigt, die ohne Aufenthaltsgenehmigung in den USA leben. Die allermeisten von ihnen stammen aus Lateinamerika. Die rund 3.100 Kilometer lange Grenze zu Mexiko will Trump weiter sichern. Auf mehr als 700 Kilometern ist bereits eine Mauer hochgezogen worden.