Nairobi - Die Polizei ist in Kenias Hauptstadt Nairobi massiv gegen eine Demonstration gegen die gezielte Ermordung von Frauen vorgegangen. Bereits am Dienstagmorgen wollten die Sicherheitskräfte den Auftakt der Proteste gegen Femizide auseinandertreiben und setzten Tränengas bei der Startkundgebung ein. Hunderte Frauen und Männer zogen daraufhin dennoch durch die Stadt. Nach Berichten des Senders NTV wurden mehrere Menschen verletzt, darunter auch Journalisten.
Laut dem Netzwerk „Defenders’ Coalition” nahmen die Sicherheitskräfte zudem mehrere Aktivistinnen und Aktivisten fest, so auch den Direktor der Menschenrechtsorganisation Amnesty Kenia, Irungu Houghton. Die feministische Organisation “Young Women’s Leadership Institute" erklärte, die Polizei habe auch mit scharfer Munition geschossen.
Dabei hatte der kenianische Präsident William Ruto im November gefordert, die Polizei müsse Frauen besser vor Gewalt schützen. Zugleich kündigte er an, umgerechnet rund 730.000 Euro für eine entsprechende Kampagne zur Verfügung zu stellen.
Bisher gibt es in Kenia kaum staatliche Hilfsstrukturen oder Schutz für Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt. Immer wieder machen Morde an Frauen Schlagzeilen, die von ihren Partnern getötet werden, auch prominente Fälle. So wurde im September Olympia-Marathonläuferin Rebecca Cheptegei von ihrem Ex-Partner ermordet. Mindestens 150 Femizide wurden 2023 von Nichtregierungsorganisationen registriert.
Schon im Januar hatten Tausende Menschen gegen Femizide demonstriert, nachdem innerhalb weniger Wochen mehrere Fälle bekannt geworden waren. Die Demonstrationen verliefen friedlich. Doch seit den Protesten gegen die Finanzpolitik der Regierung im Juni und Juli geht die Polizei immer wieder mit roher Gewalt gegen Kundgebungen vor. Mehr als 60 Menschen wurden 2024 im Rahmen von Protesten durch Polizeigewalt getötet.