München - Aus Sicht des Neurowissenschaftlers Kris de Meyer trägt die drastisch warnende Rhetorik in der Klimakrise unter anderem beim zu Ende gehenden UN-Gipfel in Baku zur Polarisierung der Menschheit bei. Während sich ein Teil der Menschen bestätigt sehe, reagierten andere verängstigt und verdrängten die Informationen, sagte de Meyer der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitag). Andere würden gar zu Leugnern des Klimawandels.
„Einer der Gründe, warum Menschen Fake News über den Klimawandel konsumieren, liegt an Untergangs- und Katastrophengeschichten über den Klimawandel. Wenn man die nicht mehr lesen will, weil einen das psychologisch triggert, wird man eher zu Geschichten greifen, die einem sagen, dass alles nur ein Scherz ist und man sich keine Sorgen machen müsse“, erläuterte der Wissenschaftler, der als Direktor der Climate Action Unit am University College in London arbeitet.
De Meyer empfahl, vor allem über das sprechen, was bereits gegen die Klimakatastrophe getan wird. Denn der größte Teil der menschlichen Fähigkeit, mit Problemen umzugehen, komme daher, dass man sehe, wie andere Menschen ein Problem lösen. „Das würde uns auch von der zunehmenden Hoffnungslosigkeit wegbringen“, sagte der Neurowissenschaftler.
„Manche Leute meinen, dass beim Klimawandel nichts passiert. Das ist nicht wahr, im Klimaschutz hat sich eine Menge getan“, sagte de Meyer. Deutschland zum Beispiel habe rund um die Jahrtausendwende die Förderung der Solarenergie eingeleitet. Das habe entscheidend dazu beigetragen, dass sich die technologische Entwicklung der Solarenergie beschleunigt habe.
„Sie ist heute die billigste Energieform auf dem Planeten“, sagte der Forscher und ergänzte: „Geschichten von Taten sind der beste Weg, um das Ausmaß des Problems zu verdeutlichen. Das ist viel besser als zu erklären, dass wir uns auf dem Weg in die Klimahölle befinden.“
Die 29. UN-Klimakonferenz in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku läuft seit knapp zwei Wochen, das planmäßige Ende am Freitag gilt als unwahrscheinlich. Vor allem ringen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus fast 200 Staaten um die zukünftige finanzielle Unterstützung für arme Länder bei der Bewältigung der Klimakrise.