Port-au-Prince, Mexiko-Stadt - Die Regierung Haitis hat die Abschiebung von zahlreichen haitianischen Einwanderern aus der Dominikanischen Republik als „unmoralischen und repressiven Akt“ bezeichnet. Wie die Zeitung „Listin Diario“ am Dienstag (Ortszeit) berichtete, waren in der vergangenen Woche fast 11.000 Haitianer in ihr verarmtes und von Bandengewalt erschüttertes Heimatland abgeschoben worden. Gandy Thomas, der Vertreter der haitianischen Regierung bei der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), bezeichnete die Abschiebepolitik des Nachbarstaates als eine diskriminierende Kampagne gegen Haitianer „aufgrund ihrer Nationalität und ihrer Hautfarbe“.
Der haitianische Regierungsvertreter gab eine Erklärung zu einer außerordentlichen Sitzung der OAS ab, in der über die massive Abschiebung von Haitianern ohne Aufenthaltsbewilligungen diskutiert wurde. Die dominikanische Regierung unter Präsident Luis Abinader hatte zuvor angekündigt, sie wolle wegen eines „Überschusses“ an Migranten mindestens 10.000 Haitianer pro Woche abschieben.
Die katastrophale humanitäre Lage in Haiti bringt immer mehr Bewohner dazu, Schutz im Ausland zu suchen. Laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR beantragten 2023 rund 350.000 Haitianer im Ausland Asyl, davon allerdings nur 2.300 in der Dominikanischen Republik, die für ihre ablehnende Haltung gegenüber haitianischen Migranten bekannt ist.