Nairobi/Addis Abeba - Äthiopien hat einen neuen Präsidenten. Nach dem Rücktritt von Sahle-Work Zewde wählte das Parlament am Montag den bisherigen Außenminister Taye Atske-Selassie zu ihrem Nachfolger. Das Amt des Präsidenten und Staatschefs ist in Äthiopien vor allem repräsentativ.
Sahle-Work war laut der Zeitung „The East African“ wegen Meinungsverschiedenheiten mit Premierminister und Regierungschef Abiy Ahmed zurückgetreten. In den vergangenen Monaten habe sie sich mehrfach kritisch zu dessen Entscheidungen geäußert, die unter anderem die Stabilität des Landes und soziale Fragen betrafen. Sie hatte das Amt 2018 nach dem Rücktritt ihres Vorgängers übernommen.
Taye betonte in seiner Antrittsrede, das Gewaltmonopol liege allein bei der Regierung und ihren Sicherheitsapparaten, wie die Zeitung „Addis Standard“ berichtete. Alle müssten dazu beitragen, in Äthiopien Frieden zu schaffen. Im Vielvölkerstaat im Nordosten Afrikas herrschen mehrere bewaffnete Konflikte, aktuell in den Regionen Amhara und Oromia. Bevor er das Amt des Außenministers im Februar übernahm, war Taye Botschafter und UN-Gesandter. Er ist vom Parlament für sechs Jahre gewählt.
Sahle-Work war die erste Präsidentin des Landes und wurde vom US-Wirtschtaftsmagazin Forbes als eine der einflussreichsten Frauen des afrikanischen Kontinents gewertet. Sie stand in Äthiopien allerdings wegen ihrer Zurückhaltung während des Krieges in der nördlichen Region Tigray von 2020 bis 2022 in der Kritik. Viele hätten sich deutliche Worte von ihr gegen die Gewalt gewünscht.
Bei dem Krieg zwischen der Zentralregierung und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) wurden Schätzungen zufolge Hunderttausende Menschen getötet. Abiys Regierung stuft die nationalistischen Gruppen in den Regionen als Terrorgruppen ein, so auch in Oromia und Amhara.