Nairobi/Genf - Eine Untersuchungsmission der Vereinten Nationen wirft den Kriegsparteien im Sudan schwere Verbrechen vor. Sowohl die Armee als auch die RSF-Miliz sowie ihre jeweiligen Verbündeten seien für eine Reihe von Menschenrechtsverstößen verantwortlich, heißt es in einem am Freitag in Genf veröffentlichten Bericht. Konkret werfen die UN-Fachleute den Kriegsparteien Angriffe auf die Zivilbevölkerung sowie Infrastruktur wie Schulen, Krankenhäuser und die Wasserversorgung vor. Bei vielen Vergehen könnte es sich um Kriegsverbrechen handeln.
Angesichts der in dem Bericht dokumentierten Verbrechen rief der Leiter der Untersuchung, Mohamed Othman, dazu auf, „eine unabhängige und unparteiische Truppe mit einem Mandat zum Schutz der Zivilbevölkerung“ einzusetzen. Für solche Einsätze gibt es verschiedene Modelle, darunter UN-Blauhelmmissionen oder von Staaten aus der Region und der Afrikanischen Union getragene Truppen. In dem Bericht fordern die Fachleute zudem, das für die Region Darfur geltende Waffenembargo auf das ganze Land auszuweiten.
Die Mission war im Dezember 2023 vom UN-Menschenrechtsrat eingerichtet worden. Der am Freitag veröffentlichte Report ist ihr erster Bericht. Er beruht den Angaben zufolge auf Untersuchungen zwischen Januar und August, bei denen Interviews mit 182 Überlebenden und Zeugen der Gewalt geführt wurden.
Im Sudan war im April 2023 ein Machtkampf zwischen der Armee und den paramilitärischen „Rapid Support Forces“ (RSF) eskaliert. Der Krieg hat eine der schwersten humanitären Krisen der vergangenen Jahre ausgelöst. Mehr als 25 Millionen Menschen hungern laut den UN. Zehntausende Zivilistinnen und Zivilisten wurden Schätzungen zufolge getötet.
Diplomatische Bemühungen für ein Ende des Krieges sind bisher erfolglos. Bei Gesprächen in der Schweiz im August konnte keine Einigung auf eine Waffenruhe erzielt werden. Allerdings wurden in den vergangenen Wochen Vereinbarungen für Hilfslieferungen getroffen. Ein LKW-Konvoi mit UN-Hilfsgütern erreichte im August Darfur. In einem Flüchtlingslager in der besonders betroffenen Region war zuletzt eine Hungersnot bestätigt worden. Dem Bericht der UN-Mission zufolge haben die Kriegsparteien die humanitäre Krise verschärft, weil den Zugang für humanitäre Hilfe behindern.