Frankfurt a.M. (epd). Der frühere Sudan-Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen, Volker Perthes, setzt wenig Hoffnung in die aktuellen Gespräche zum Krieg in dem afrikanischen Land. Wenn sich die Gesprächsparteien bei ihrem Treffen in der Schweiz einigen würden, gemeinsam Druck auf die Konfliktparteien auszuüben, wäre das ein Erfolg, sagte der deutsche Politologe Perthes des „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Montag). „Zumindest könnte es dazu beitragen, dass die Ressourcen der Kriegsparteien ausgetrocknet werden. Das könnte dann zunächst zu einer Einschränkung des Kampfgeschehens führen“, erläuterte Perthes.
Seit vergangener Woche laufen in Genf die von den USA angestoßene Gespräche zum Krieg zwischen der Armee und den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF). Im Sudan herrscht Krieg, seit ein Machtkampf zwischen Armee und RSF im April 2023 eskaliert ist. Der Konflikt hat eine der schwersten Hungerkrisen der vergangenen Jahre ausgelöst. Laut den Vereinten Nationen hungern mehr als 26 Millionen Menschen, etwa die Hälfte der Bevölkerung.
Zu den Gesprächen in Genf, an denen neben den Konfliktparteien und den USA unter anderem auch die Vereinten Nationen, die Arabische Liga und die Afrikanische Union beteiligt sind, sagte Perthes: „Die Amerikaner nennen es ganz bewusst nicht Friedenskonferenz, sondern Waffenstillstandsverhandlungen. Für einen Frieden bräuchte man eine Einigung der politischen und zivilen Kräfte.“ Die einzige Möglichkeit, nach einem Waffenstillstand eine Wiederaufnahme des Bürgerkriegs zu verhindern, wäre aus seiner Sicht, das Militär insgesamt unter zivile Kontrolle zu stellen. Perthes leitete von 2021 bis zum vergangenen Jahr die UN-Mission im Sudan und spielte eine zentrale Rolle bei den Verhandlungen für eine Demokratisierung des Landes.