Berlin, Kabul - Wegen Geldmangels kann das Welternährungsprogramm (WFP) Hunderttausende Schwangere in Afghanistan nicht mehr mit den nötigen Lebensmittelhilfen versorgen. Zwar hätten im Laufe des Jahres 1,6 Millionen werdende und stillende Mütter besonders nahrhaftes Essen erhalten, bestätigte die UN-Organisation am Dienstag in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Weil die finanziellen Mittel aber nicht ausreichten, könnten in diesem Sommer 600.000 Schwangere nicht damit unterstützt werden.
„Für viele Schwangere und stillende Mütter in Afghanistan ist die Ernährungshilfe des UN-Welternährungsprogramms oftmals der einzig verbleibende Rettungsanker, der verhindert, dass Frauen weiter in Hunger und Armut abrutschen“, sagte die stellvertretende Direktorin des WFP-Büros in Berlin, Sigrid Müller. „Dass diese Hilfe jetzt wegfällt, ist katastrophal und kann Folgen für eine ganze Generation haben.“
Nach der Machtübernahme der Taliban vor drei Jahren hat das WFP nach eigenen Angaben Ernährungshilfe in Rekordhöhe bereitgestellt und damit eine Hungerkatastrophe im ganzen Land abgewendet. „Doch weil die Mittel fehlen, wird diese Lebensader für Frauen und Kinder in Afghanistan immer instabiler.“ Wenn bei der humanitären Hilfe weiterhin der Rotstift angesetzt werde, drohten auch die letzten Erfolge zunichtegemacht zu werden.
In Afghanistan herrschen die Taliban seit August 2021. Seitdem haben die Geberländer ihre Hilfen für das Land deutlich zurückgefahren. Fast die gesamte Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze, mehr als die Hälfte der rund 44 Millionen Menschen sind auf Hilfe angewiesen, um zu überleben.