Menschenrechtler fordern dauerhaften Schutz für Jesiden

Göttingen - Zehn Jahre nach dem Genozid an der jesidischen Bevölkerung im Nordirak sehen Menschenrechtler für Überlebende sowohl im Irak als auch im deutschen Exil noch immer keine sichere Zukunft. Die Gesellschaft für bedrohte Völker forderte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Donnerstag auf, den 5.000 bis 10.000 Angehörigen dieser Glaubensgemeinschaft, die in Deutschland mit einer Duldung leben und von einer Ausweisung bedroht sind, dauerhaft Schutz zu gewähren und sie vor Abschiebungen zu bewahren. Insgesamt leben rund 200.000 Jesidinnen und Jesiden in der Bundesrepublik.

Am 3. August 2014 hatte der sogenannte Islamische Staat (IS) die jesidische Gemeinschaft im nordirakischen Sindschar überfallen und mindestens 5.000 Menschen ermordet. Rund 7.000 Frauen und Mädchen wurden Schätzungen zufolge verschleppt, etwa 2.000 von ihnen gelten bis heute als vermisst.

Der Bundestag habe am 19. Januar 2023 nicht nur den Völkermord an den Jesiden anerkannt, sondern auch darauf hingewiesen, dass die Lage im Irak für ihre Rückkehr viel zu bedrohlich sei, erklärte die Gesellschaft für bedrohte Völker. Nach dem furchtbaren Verbrechen des IS an dieser Gemeinschaft müsse den Zuflucht suchenden Überlebenden in Deutschland die Möglichkeit gegeben werden, ihre schlimmen Traumata in Sicherheit aufzuarbeiten und wieder in ein stabiles Alltagsleben zurückzufinden.

„Die Anerkennung des Völkermordes wird zu einer beschämenden symbolischen Geste, wenn sie nicht mit dem Versprechen einhergeht, die Betroffenen in Zukunft vor lebensbedrohlichen Situationen zu bewahren und eine erneute Traumatisierung zu verhindern“, sagte Tabea Giesecke von der in Göttingen ansässigen Menschenrechtsorganisation.

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