Berlin/Caracas - Nach der mutmaßlich gefälschten Präsidentenwahl ist es in Venezuela zu gewaltsamen Protesten mit mindestens zwei Toten gekommen. Zahlreiche Menschen wurden verletzt und es gab 46 Festnahmen, wie die Menschenrechtsorganisation Foro Penal am Montag (Ortszeit) im Internetdienst X erklärte. Tausende Oppositionsanhänger gingen in der venezolanischen Hauptstadt Caracas und anderen Städten auf die Straße und forderten die Annullierung der Wahlergebnisse. Die Polizei setzte Tränengas gegen die Demonstranten ein, wie auf zahlreichen in sozialen Netzwerken verbreiteten Videos zu sehen ist.
Die Opposition wirft dem Regime unter Staatschef Nicolás Maduro Wahlfälschung vor und reklamiert den Wahlsieg für sich. Laut einer Parallelzählung auf Grundlage von 73 Prozent aller Wahlakten lag ihr Kandidat Edmundo González mit großem Abstand vorn, wie Oppositionsführerin María Corina Machado auf einer Pressekonferenz laut der Tageszeitung „El Nacional“ sagte.
Auf González entfielen demnach rund 6,2 Millionen Stimmen, auf Maduro nur etwa 2,2 Millionen Stimmen. Machado kündigte an, die Opposition werde weiter für ihren Wahlsieg kämpfen. Maduro wiederum warf der „extremistischen Opposition“ vor, sie wolle eine Eskalation der Gewalt im ganzen Land auslösen.
In der Nacht zu Montag hatte die Wahlbehörde Maduro offiziell zum Walsieger mit 51,2 Prozent der Stimmen erklärt. Auch die internationale Gemeinschaft äußerte Zweifel an der Richtigkeit des Ergebnisses der Abstimmung vom Sonntag. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell verwies auf die zahlreichen Unregelmäßigkeiten bei der Abstimmung und verlangte eine Veröffentlichung aller Ergebnislisten aus den Wahllokalen. Auch zahlreiche lateinamerikanische Länder warfen Maduro Wahlbetrug vor und forderten eine Neuauszählung der Ergebnisse.
Die Opposition rief für Dienstag wieder zu Protesten auf. Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) kündigte für Mittwoch eine Sondersitzung in Washington an, um sich mit den Wahlergebnissen in Venezuela auseinanderzusetzen.
Venezuela steckt in einer schweren Wirtschaftskrise. Während der Amtszeit von Maduro ist die Wirtschaft in dem erdölreichen Land um rund 80 Prozent gesunken. Laut offiziellen Angaben verließen rund acht Millionen Venezolanerinnen und Venezolaner und damit ein Viertel der Bevölkerung wegen der schlechten wirtschaftlichen und humanitären Lage ihr Heimatland. In den vergangenen Wochen hat die Repression gegen die Opposition zugenommen.