Frankfurt a.M./Berlin - Angesichts der geplanten Haushaltskürzungen bei der Entwicklungszusammenarbeit und der Nothilfe warnen Hilfsorganisationen vor der Einstellung von Projekten im Ausland. Wie eine Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) bei mehreren Organisationen ergab, rechnen viele von ihnen in den kommenden Jahren mit Einschnitten. Bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) droht derweil der Abbau hunderter Stellen.
Eine Sprecherin der Welthungerhilfe sagte dem epd, es sei zu befürchten, „dass es etwa Länder wie Myanmar oder Somalia und Somaliland bei künftigen Bewilligungen sehr schwer haben werden - obwohl gerade dort die bisher geleisteten Fortschritte gefährdet wären“.
Auch „Brot für die Welt“ geht von weniger Projekten aus. Insbesondere aufgrund der Kürzungen bei den Langfristzusagen werde damit gerechnet, dass „in Zukunft weniger Projekte bewilligt werden können oder ein Teil unserer Projekte einen geringeren Umfang haben“, sagte der Sprecher des evangelischen Hilfswerks, Thomas Beckmann.
Der Etat des Entwicklungsministeriums soll laut dem vom Bundeskabinett verabschiedeten Haushaltsentwurf für 2025 um rund eine Milliarde Euro auf 10,3 Milliarden Euro gekürzt werden. Auch bei der humanitären Hilfe, die im Auswärtigen Amt angesiedelt ist, sind Einschnitte geplant.
Ein Sprecher der Diakonie Katastrophenhilfe erklärte, laufende und bereits bewilligte Projekte seien nicht in Gefahr, eingestellt zu werden. „Wir gehen jedoch davon aus, dass Folgefinanzierungen für Anschlussprojekte ausbleiben werden.“
Caritas International und Misereor äußerten sich ebenfalls besorgt darüber, dass die Förderung von Vorhaben ganz oder teilweise eingestellt werden muss. Bei Caritas International wird laut dem Leiter des katholischen Hilfswerks, Oliver Müller, etwa die Arbeit im Flüchtlingslager Cox's Bazar in Bangladesch auf einen „Bruchteil“ reduziert. „Für das kommende Haushaltsjahr rechnen wir mit einer drastischen Verschärfung der Situation und zahlreichen weiteren Projekten, die wir nicht fortführen können“, sagte Müller.
Kürzungen bei den Bundesmitteln können nach Einschätzung eines Großteils der befragten Hilfsorganisation nicht in vollem Umfang durch Geld aus anderen Quellen aufgefangen werden. Besonders für vergessene und lange andauernde Krisen sei es schwer, Spenden zu sammeln, sagte der Sprecher der Diakonie Katastrophenhilfe.
Die Kindernothilfe warnte, dass sich der Wettbewerb um Fördermittel weiter verschärfen werde. Dies verringere die Förderchancen aller Bewerber, sagte eine Sprecherin. Die durch den Wegfall von Bundesmitteln entstehende Lücke lasse sich nur bedingt durch Spenden schließen, weil diese ebenfalls rückläufig seien. Auch die Sprecherin der Welthungerhilfe sagte, die Spendenbereitschaft sei im vergangenen Jahr insgesamt gesunken. Angesichts vieler zeitgleicher Krisen seien die institutionellen Gelder nicht einfach zu ersetzen. „Wir erwarten dadurch eine starke Konkurrenz um die knappen Mittel.“
Die geplanten Kürzungen für den Etat des Entwicklungsministeriums haben auch Folgen für die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit. Bei der aktuell prognostizierten Geschäftsentwicklung werde die GIZ in den kommenden drei Jahren voraussichtlich etwa zehn Prozent des Personals „über alle Mitarbeitendengruppen hinweg“ abbauen müssen, sagte eine Sprecherin. Die GIZ werde ihre „hohe soziale Verantwortung“ gegenüber den Beschäftigten wahrnehmen und in „intensivem Austausch mit den Betriebsräten sozialverträgliche Lösungen erarbeiten“, betonte die Sprecherin.
Für die weltweit tätige Entwicklungsorganisation arbeiteten nach eigenen Angaben zum Stichtag 31. Dezember 2023 rund 25.600 Beschäftigte im In- und Ausland. Davon waren 17.098 Personen als lokale Kräfte in den Partnerländern angestellt.