Berlin/Caracas - In Venezuela herrscht vor der Präsidentenwahl am Sonntag eine angespannte Stimmung. Der autokratische Amtsinhaber Nicolás Maduro bewirbt sich für eine dritte Amtszeit. Zwar führt der Oppositionskandidat Edmundo González alle seriösen Umfragen an. Beobachter gehen jedoch davon aus, dass Maduro die Macht nicht freiwillig aus der Hand geben wird. Die sozialistische Regierungspartei PSUV ist seit 1999 an der Macht, Maduro seit 2013. Er warnte bereits vor einem „Blutbad“, sollte er verlieren. Venezuela entscheide bei der Wahl „über Krieg und Frieden“, sagte Maduro.
Rund 21 Millionen Menschen sind zur Wahl aufgerufen. Das südamerikanische Land steckt in einer schweren Wirtschaftskrise. Während der Amtszeit von Maduro ist die Wirtschaft in dem erdölreichen Land um rund 80 Prozent gesunken. Laut offiziellen Angaben verließen rund acht Millionen Venezolaner und damit ein Viertel der Bevölkerung wegen der schlechten ökonomischen und humanitären Lage ihr Heimatland.
In den vergangenen Monaten hat auch die Repression gegen die Opposition wieder zugenommen. Trotz des Versprechens von freien Wahlen wurden führende Oppositionspolitiker und Dutzende Wahlhelfer verhaftet. Die aussichtsreiche Oppositionsführerin María Corina Machado wurde von den Wahlen ausgeschlossen. Wegen angeblicher finanzieller Ungereimtheiten während ihrer Abgeordnetenzeit wurde sie von der Justiz mit einem 15-jährigen Ämterverbot belegt. Für sie trat der 74-jährige Ex-Botschafter González als Ersatzkandidat an. Er versprach, bei einem Wahlsieg den Wechsel in Venezuela einzuleiten, „ohne jemanden auszuschließen“.
Die Befürchtung der internationalen Gemeinschaft vor Wahlbetrug ist groß, vor allem, nachdem Venezuela eine Einladung an die EU für eine umfangreiche Wahlbeobachtermission zurückgezogen hatte. Nur ein Bruchteil der im Ausland lebenden und meist regierungskritischen Venezolaner konnte sich für die Wahlen registrieren.