Nairobi - In Kenia haben mehrere hundert Journalisten gegen Angriffe der Polizei auf Medienschaffende demonstriert. In der Hauptstadt Nairobi führte der Protestzug am Parlament und bei der Zentrale der nationalen Polizei vorbei. An beiden Orten übergaben die Demonstrierenden einen offenen Brief. Sie fordern, dass die Fälle von Polizeigewalt gegen Journalistinnen und Journalisten sowie friedliche Demonstrierende der vergangenen Wochen aufgeklärt werden. Journalistenverbände und -gewerkschaften hatten zu dem landesweiten Protest aufgerufen.
In Kenia gehen seit Wochen im ganzen Land überwiegend junge Menschen gegen die Regierung auf die Straße. Auslöser war Kritik an einem Gesetz, das neue Steuern unter anderem auf Lebensmittel einführen sollte.
Seit Beginn der Proteste Mitte Juni wurden in mehreren Fällen Journalisten von Polizisten verprügelt, verhaftet oder in ihrer Arbeit eingeschränkt. Die Regierung hatte außerdem gedroht, Sender zu schließen. Vergangene Wochen schossen Polizisten in Nakuru, westlich der Hauptstadt Nairobi, der Journalistin Catherine Wanjeri in den Oberschenkel. Sie trug eine Weste, die sie als Reporterin kenntlich machte.
Unter dem Slogan „Journalismus ist kein Verbrechen“ fordern die kenianischen Medienschaffenden in ihrem offenen Brief den freien Zugang zu Informationen und eine Garantie für die unabhängige Arbeit der Medien. Die derzeitigen Dynamiken erinnerten an das dunkle Kapitel der eingeschränkten Pressefreiheit unter Präsident Daniel arap Moi in den 1980er und -90er Jahren, heißt es in dem Brief.
Seit Beginn der Proteste wurden in dem ostafrikanischen Land mehr als 50 Menschen getötet und hunderte weitere verhaftet. Einige Menschen gelten noch immer als vermisst.