Genf, Nairobi - Die Bevölkerung im Sudan ist laut einem UN-Experten dem Krieg schutzlos ausgeliefert. „Seit Beginn dieses sinnlosen Konflikts im vergangenen Jahr sind Zivilistinnen und Zivilisten im Sudan einem beispiellosen Ausmaß an Gewalt und Leid ausgesetzt“, erklärte der Experte des UN-Menschenrechtskommissariats, Radhouane Nouicer, nach einem Besuch in dem nordostafrikanischen Land am Freitag. Das Ausmaß der Menschenrechtsverletzungen sei erschreckend. Derweil breite sich der seit April 2023 anhaltende Konflikt in weitere Gebiete aus.
Ein Machtkampf zwischen der Armee und den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) eskalierte im vergangenen Jahr und beherrscht große Teile des Sudan. Tausende Menschen wurden getötet, Millionen sind auf der Flucht. Beide Parteien werden für schwere Menschenrechtsverbrechen verantwortlich gemacht. Besonders schlimm ist die Lage in der Hauptstadt Khartum und der westlichen Region Darfur.
Er sei über die Lebensbedingungen der Vertriebenen erschüttert, sagte Nouicer. Sie seien schutzlos der sengenden Hitze ausgesetzt und hätten nur eingeschränkten Zugang zu einer Grundversorgung mit Wasser, Essen und medizinischer Hilfe. „Es ist höchste Zeit, dass die sudanesische Führung die Feindseligkeiten einstellt und sich an einem umfassenden und inklusiven Friedensprozess beteiligt.“ Alle Länder mit Einfluss im Sudan sollten darauf hinarbeiten.
Er habe Regierungsmitglieder aufgerufen, den Schutz der Zivilbevölkerung vor wahllosen Angriffen beispielsweise mit Explosivwaffen in dicht besiedelten Gebieten sicherzustellen, erklärte Nouicer. Zugleich müsse der ungehinderte Zugang für humanitäre Hilfe ermöglicht werden. Auch habe er gefordert, von der willkürlichen Festnahme und Inhaftierung von Vertretern der Zivilgesellschaft abzusehen und Menschenrechtsverstöße zu ahnden, unabhängig davon, wer die Täter sind.