Amnesty: Myanmar erhält Treibstoff trotz Luftangriffen auf Zivilisten

Frankfurt a.M., London - Trotz internationaler Sanktionen verfügt das Militärregime in Myanmar laut Amnesty International über Flugbenzin. Zwischen Januar und Juni habe die Junta mindestens zwei, eher drei Schiffslieferungen mit Treibstoff erhalten, teilte die Menschenrechtsorganisation am Montag mit. Zugleich nehmen die Luftangriffe auf zivile Ziele laut den Vereinten Nationen zu.

Im Januar hatte Amnesty aufgedeckt, dass die Junta 2023 über Umwege an Flugzeugtreibstoff gelangt ist, nachdem auf Teile der Lieferketten Sanktionen verhängt worden waren. Wie bei den Lieferungen im vergangenen Jahr ist demnach auch in diesen Fällen das Kerosin mehrfach gekauft und verkauft worden, bevor es nach Myanmar gelangte. Schließlich habe ein chinesischer Tanker zwei Lieferungen von Vietnam aus nach Myanmar transportiert. Eine dritte Fracht ist Amnesty zufolge vermutlich mit dem gleichen chinesischen Unternehmen von den Vereinigten Arabischen Emiraten aus nach Myanmar gebracht worden. Auch Handelsfirmen mit Sitz in Singapur seien an den Transaktionen beteiligt gewesen.

Zwar ist laut Amnesty nicht klar, wie der Treibstoff eingesetzt wird. Da jedoch das Militär den Hafen kontrolliert, sieht die Menschenrechtsorganisation ein hohes Risiko, dass der Sprit für nicht-zivile Zwecke verwendet wird. Laut dem UN-Sonderberichterstatter für die Menschenrechtslage in Myanmar, Tom Andrews, haben die Luftangriffe der Armee auf zivile Ziele im ersten Halbjahr um das Fünffache zugenommen. So wurde Amnesty zufolge Anfang Mai ein Kloster in der Region Magway bombardiert. Auch auf die Fliehenden sei gezielt geschossen worden. Zwölf Menschen wurden getötet, das Kloster komplett zerstört.

„Die Komplizenschaft der verantwortlichen Staaten, einschließlich Vietnam, China und Singapur, wird überdeutlich“, kritisierte die Generalsekretärin von Amnesty Deutschland, Julia Duchrow. „Es ist höchste Zeit, dass die beteiligten Unternehmen und Staaten diesen Transporten ein Ende setzen.“ Zugleich müsse die vollkommene Straflosigkeit des Militärs in Myanmar aufhören.

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